Eutiner Berufsmesse: Ausbildung gegen Fachkräftemangel
Eutin (cfö). Dass es Bereichen wie dem Handwerk bereits seit Jahren in Bezug auf genügend Nachwuchs nicht allzu gut gehen, ist allseits bekannt. Der Trend geht bei Schulabgängerinnen und Abgängern klar gegen eine traditionelle Berufsausbildung, hin zu Studium. Auch duale Lehrgänge befinden sich momentan auf einem absteigenden Ast, was den Fachkräftemangel immer mehr verstärkt. Obwohl sich der Kreis Ostholstein in 2022 bei der Ausbildungsquote ein wenig über dem Bundesdurchschnitt befand, ist dies nach dem Chef der Agentur für Arbeit Lübeck Markus Dusch immer noch viel zu wenig. Dieser sieht klar die häufig unterschätzten Potenziale der Ausbildungsbranche und stellt den Lösungsvorschlag vor: „Mit der Berufsmesse können wir auf jeden Fall bei der Orientierung der Jugendlichen ansetzen!“
Gemeinsam mit dem Schulleiter der Beruflichen Schule Ostholstein, Christoph Salewski, begrüßte er am vergangenen Mittwoch stolz auf der Berufsmesse in Eutin. Schülerinnen und Schüler konnten sich hier an über 40 Ständen über 100 Berufsmöglichkeiten sowie 30 dualen Studiengängen informieren. Diese Messe fand nun zum 13. Mal in Eutin statt und wurde, wie die Jahre zuvor, gut besucht und positiv von den Jugendlichen angenommen. Vertreten waren Angebote aus den Bereichen Gesundheit, Handel, Handwerk, Industrie, Tourismus, Verwaltung und Wirtschaft, die durch Gespräche und Aktionen der anwesenden Unternehmen den Schülerinnen und Schülern schmackhaft gemacht wurden. Zu den Beratenden gehörten auch Auszubildene der jeweiligen Branche an, um Gespräche auf Augenhöhe zu erzeugen und Erfahrungsberichte von Lehrlingen zu bieten.
So stand auch der Lehrling im ersten Ausbildungsjahr Justin Bong den Interessenten zur Verfügung. Der 18jährige macht eine Ausbildung bei einer Malerei in Scharbeutz und hat viel Spaß, den Jugendlichen über seine Arbeit und Lehre zu berichten. „Mir gefällt der Beruf, weil man viel Neues sieht!“, stellte er klar und versuchte auch andere für die Branche zu begeistern. Gemeinsam mit seiner Klassenkameradin Marlene Buchholz stellte er eine Holzmaserungstechnik vor und forderte die Interessenten dazu auf, die Technik selber mal auszuprobieren.
Malte Bensien, Lehrling im vierten Ausbildungsjahr, versuchte ebenfalls auf der Messe durch handwerkliche Veranschaulichungen auf seinen Lehrberuf aufmerksam zu machen. Als angehender Anlagenmechaniker baute er gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern mit einer elektrischen Presse Rohre zu einem Herz zusammen und erzählt ihnen wichtige Erfahrungsberichte aus seiner schon fast abgeschlossenen Ausbildungszeit. Auf den Ausbildungsberuf kam er, da er vor Ausbildungsbeginn in seiner Lehrfirma in Preetz bereits ein Praktikum gemacht hat.
Auch Markus Dusch betont, wie wichtig Praktika zur Berufsfindung seien: „Praktika haben an Bedeutung gewonnen. Hier stellen die Jugendlichen früh fest, wo sie sich wohlfühlen“. Fast jeder vierte Auszubildende bricht seine Lehre ab oder wechselt sie. Die Eutiner Messe soll also als Instrument zur genaueren Berufsorientierung genutzt werden. „Jeder Jugendliche kann sofort einen Ausbildungsplatz bekommen“, stellte Dusch klar und verwies auf für sich sprechende Zahlen. Zwischen 140 und 150 Ausbildungsberufe deckt alleine der Kreis Ostholstein ab. Bei insgesamt 1.528 Ausbildungsstellen waren noch im August 574 Stellen offen. Auf jeden berufsorientierungslosen Jugendlichen im Kreis kommen also insgesamt 3,1 unbesetzte Lehrstellen. Die Berufsmesse hatte neben zahlreichen Beratungsangeboten auch die neueste Technik zu bieten. So hatten die Besucherinnen und Besucher die Möglichkeit, anhand von VR-Brillen den Alltag verschiedener Berufe genauer miterleben zu können. Auch Workshops sowie Bewerbungsmappenchecks waren Angebote, die die Jugendlichen nutzen konnten. Die Agentur für Arbeit Lübeck bietet weitere Berufsmessen und Berufsberatungsangebote an, die Termine sind auf ihrer Webseite zu finden: www.arbeitsagentur.de/luebeck.