Neuer Glanz fürs Tischbein-Grab
Eutin (aj). Das Grab des Goethe-Malers liegt auf dem historischen Teil des Eutiner Friedhofs – Wilhelm Wisser ist in diesem Bereich begraben, an der nahen Friedhofsmauer stehen die bewahrten Grabsteine von Eutiner Größen wie Vahldiek und Juliane Janus, ein fester Anlaufpunkt etwa für kulturelle Stadtführungen aber war die letzte Ruhestätte von Johann Heinrich Wilhelm Tischbein bislang nicht. „Der Heimatforscher Klaus-Dieter Hahn hatte mal vor, ein Hinweisschild aufzustellen“, erzählt Dr. Ilse Heberlein. Vor fünf Jahren hat sie mit Gleichgesinnten die Tischbein-Gesellschaft Eutin gegründet und seitdem arbeitet der Verein dafür, dem Maler und Gelehrten Tischbein und sein Wirken ins Bewusstsein zu rücken. 21 Jahre lang hat Tischbein in Eutin gelebt und gearbeitet, hier ist er 1829 gestorben. Die Spuren dieser Zeit freizulegen, mit diesem Anspruch ist die Tischbein-Gesellschaft angetreten. Ein digitaler Rundgang gehört zu den Projekten, mit denen Tischbein aus der Ecke des Vergessens hervorgeholt werden soll. Und zu den Fixpunkten einer solchen Tischbein-Tour gehört natürlich die Grabstätte der Familie. Als man die aber in Augenschein nahm, war schnell klar: Hier musste etwas geschehen. Denn die beiden Grabplatten, unter denen der Maler des wohl berühmtesten Goethebildes und seine Frau Anna Martha ruhen, waren zugewuchert, auf dem mächtigen Granit gedieh das Moos so prächtig, dass die Inschrift kaum mehr zu entziffern war. Ilse Heberlein wusste aus der Literatur, was dort eingemeißelt stand, lesen konnte man es nicht mehr.
Zwar sorgt Ur-ur-ur-Enkel Ulrich Pape-Tischbein regelmäßig für frische Blumen am Grab, seine Mutter Eva Pape-Tischbein ist neben dem berühmten Vorfahren beigesetzt worden. Und vor zehn Jahren wurden die Grabplatten grundgereinigt. Letzteres aber war nun eindeutig wieder notwendig. „Dadurch, dass die Steine liegen, sammeln sich darauf Blätter und Feuchtigkeit“, erläuterte Dr. Christian Trabandt, Mitglied der Tischbein-Gesellschaft, beim Ortstermin am Tischbeingrab. Die Nachfrage im Steinmetzbetrieb ergab Kosten von fast 4.000 Euro. Zu viel für den kleinen Verein, der auf Spenden angewiesen ist.
Was aber an Finanzen mangelte, wurde mit Muskelkraft und tätigem Einsatz wettgemacht: Zwölf
Stunden Arbeit steckten Ilse Heberlein und Angela Warnecke-Trabandt und Christian Trabandt in den Intensivputz für die Grabsteine. Ausgerüstet mit Expertenrat, passendem Putzmittel und Wurzelbürste befreiten sie die Granitblöcke vom Moos, scheuerten, bis die Steinfarbe wieder strahlte und zogen schließlich mit Schriftfarbe Buchstaben um Buchstaben nach. Eine Aufgabe, die eine ruhige Hand und einen sicheren Pinselstrich erforderte. Es erwies sich als Glücksfall, dass Christian Trabandt als Maler weiß, wie man die Spur hält: „Insgesamt hat niemand so lange an Tischbeins Grab gekniet wie ich“, merkte er launig an. Die Mühe hat sich gelohnt.
Die Texte auf den Steinen geben nicht nur Auskunft über Lebensdaten, sie sind ihrerseits historische Quellen, die Tischbein und seine Familie ins Eutiner Gedächtnis zu rücken vermögen.