Wir alle dürfen nicht länger wegschauen!
Eutin (cb). Die Zahlen stimmen nicht nur nachdenklich, sondern sind im höchsten Maße erschreckend. Seit 2021 sind laut Polizeiangaben 54 Frauen durch häusliche Gewalt in Schleswig-Holstein getötet worden. Allein sechs Fälle davon fanden im Kreis Ostholstein statt. Und als ob das noch nicht genug ist, kamen landesweit auch zwei Kinder und acht neue Lebensgefährten der Frauen dabei ums Leben. Es sind widerwertige Gewalttaten, die ganze Familien zerstören, denn seit 2021 haben etwa 65 minderjährige Kinder dadurch ihre Mütter verloren. Einige von ihnen mussten die Taten mit anschauen und sind dadurch sicher für eine sehr lange Zeit traumatisiert.
Auch wenn es nicht immer bis zum Äußersten kommt, ist häusliche Gewalt, die zum allergrößten Teil von Männern ausgeht, überhaupt keine Seltenheit. In diesem Jahr ist die Polizei in Ostholstein bereits zu 211 Fällen gerufen worden, für das gesamte Jahr 2023 waren es 148 Einsätze. Und wenn auch einige Frauen die Taten im Nachhinein zur Anzeige bringen, so bleibt die Dunkelziffer sicherlich nicht unbeträchtlich.
Zum internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen hatte die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Eutin, Sarah Fatum, zusammen mit dem Frauennotruf Eutin, dem Frauenhaus und der Polizei zu einer öffentlichen Aktion auf dem Eutiner Marktplatz aufgerufen. „Die Gewalt an Frauen nimmt deutlich zu. Wir alle dürfen da einfach nicht mehr wegschauen und -hören“, konstatierte Ruth Taschendorf vom Eutiner Frauennotruf. Und Sarah Fatum ergänzt, dass Gewalt gegen Frauen alle gesellschaftlichen Schichten betrifft – und ein Problem ist, dem wir uns gemeinsam und entschlossen entgegenstellen müssen.
„Gewalt kommt nicht in die Tüte“, steht auf den Brötchentüten, die unter anderem von Elena Chrobok an die Besucherinnen und Besucher des Eutiner Wochenmarktes verteilt wurden. „Diese Tüten, bedruckt mit wichtigen Informationen und Hilfsangeboten, sind mit Brötchen der handwerklichen Bäckerei-Genossenschaft Bäckerslüüd in Eutin gefüllt und sollen die Menschen bereits beim Frühstück zum Nachdenken anregen“, erklärte sie die Aktion.
Die Arbeit des Frauennotrufs, dessen Beratungsstelle in der Plöner Straße 39 in Eutin zu finden und über die Telefonnummer 04521-73043 zu erreichen ist, wird durch das Land, den Kreis Ostholstein und die Städte Eutin und Neustadt gefördert. Eine weitere Anlaufstelle für betroffene Frauen gibt es mit der Telefonnummer 04561-9197 auch in der Lienaustraße 14 in Neustadt. „Allerdings reichen die Mittel nicht aus, um die Tätigkeiten der Beratungsstellen finanziell abzusichern und aufrechtzuerhalten.. Daher sind wir dringend auf Spenden angewiesen, die für Zusatzausgaben wie Supervision oder eine zeitgemäße Büroausstattung benötigt werden“, berichtete Randi Wirth und wies auf die Möglichkeit hin, dem Förderverein „Information und Beratung für Frauen und Mädchen e.V.“ beizutreten.
Per E-Mail sind die Beratungsstellen über eutin@frauennotruf-oh.de beziehungsweise neustadt@frauennotruf-oh.de zu erreichen.
Alle wichtigen Informationen über die Arbeit des Frauennotrufes mit allen relevanten Kontaktdaten können auch auf der Internet-Seite frauennotruf-oh.de nachgelesen werden.