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Zur richtigen Zeit am richtigen Ort

Eutin (t). Hoffnungen und Erwartungen, aber auch Aufbruchstimmung habe sie jüngst im Gespräch mit Menschen aus dem Kirchenkreis Ostholstein ausgemacht, sagte Bischöfin Nora Steen. Christine Halisch komme da „genau zur richtigen Zeit an den richtigen Ort“: Die 50-jährige Theologin wurde am letzten Sonntag in der bis auf den letzten Platz gefüllten Kirche St. Michaelis in ihr neues Amt als Pröpstin der Propstei Eutin eingeführt. Die Kantorei der Kirchengemeinde sowie ein Posaunen-Ensemble aus den Posaunenchören des Kirchenkreises sorgten für den besonders festlichen Rahmen an diesem zweiten Adventssonntag.

„Die Herausforderungen, vor denen wir als Kirche stehen, auch hier in Ostholstein, die sind groß“, sagte die Bischöfin in ihrer Ansprache und verband dies mit einer Reihe Fragen: „Wofür sind wir als Kirche da? Und für wen?“ Aber auch: „Was brauchen die Menschen in unseren Dörfern und Städten, dass sie gestärkt und ermutigt werden durch das Evangelium, durch die frohe Botschaft?“ Wer diese Fragen stelle, könne dies nicht tun, „ohne auch darauf zu schauen, wie wir da sind“, so Steen. Sie beschrieb die Notwendigkeit, kirchliche Strukturen zu hinterfragen und notfalls zu verändern, wenn sie zu viel Zeit und Energie kosteten, ohne dem kirchlichen Auftrag dienlich zu sein. Das bedeute gegebenenfalls, „Dinge zu beenden, die ihre Zeit gehabt haben.“
Für einen solchen Prozess bringe Christine Halisch von ihrer beruflichen Laufbahn her alles mit, „was gut und heilsam ist.“ Sie habe Erfahrung als Gemeindepastorin und in der Begleitung von Regionalisierungsprozessen, wie sie auch im Kirchenkreis auf den Weg gebracht wurden. Sie habe einen „systemischen Blick“ und die Liebe zur Seelsorge. Nicht zuletzt komme Halisch ihre bis vor kurzem ausgeübte Tätigkeit als Theologische Referentin im Personaldezernat des Landeskirchenamtes bei den anstehenden Herausforderungen zugute. „Mit Dirk Süßenbach und Christine Halisch seid ihr in Ostholstein exzellent gerüstet für diesen Weg“, rief Bischöfin Steen der Gottesdienstgemeinde zu.
Sodann wurde die feierliche Zeremonie der Amtseinführung vollzogen und Christine Halisch auch das pröpstliche Kreuz umgehängt. In ihrer ersten Predigt als Pröpstin sprach sie dann über Psalm 23, dessen erster Satz „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln“ sogar kirchenferneren Menschen vertraut ist. Und der Christine Halischs Taufspruch war, als sie vor exakt 50 Jahren, am 8. Dezember 1974, in der Flussschifferkirche in Hamburg in die christliche Gemeinschaft aufgenommen wurde.
Als passionierte Literaturliebhaberin – Tolkiens „Herr der Ringe“ lese sie seit ihrem 13. Lebensjahr fast jedes Jahr erneut – habe sie eine Vorliebe für „leuchtende Worte, leuchtende Bücher“, so Halisch. Wenn sie jetzt in Eutin über ihren Taufspruch, das „Leucht-Wort“ des Psalm 23 spreche, so schließe sich für sie „auf wunderbare Art und Weise ein Kreis“. Denn der zweite Vers des Psalms – „Er weidet mich auf grüner Aue und führet mich zum frischen Wasser“ – habe ja auch für das Motto des Kirchenkreises Pate gestanden.

Psalm 23 sei in vielen Situationen – bei Taufen, Hochzeiten, am Sterbebett oder in der Notfallseelsorge – fast schon „wie ein Multitool im Pfarramt: funktioniert immer, alle kennen die Worte, sie sind vertraut und tröstlich.“ Doch der Psalm sei „kein billiges Trostwort. Er weiß um die menschlichen Anfechtungen und Nöte, die wir alle kennen. Genau das macht ihn zu einem Leucht-Wort“, so Halisch. Als Pröpstin wolle sie es sich „zur Herzensaufgabe machen: Leucht-Worte zuzusprechen. Sie erfahrbar zu machen. Hoffnung zu erhalten, auch bei den bevorstehenden Veränderungsprozessen in unserer Kirche. Bei all den schmerzhaften Abschieden und auch Konflikten, die damit einhergehen.“

Für den politischen Kreis Ostholstein überbrachte Kreispräsidentin Petra Kirner Glückwünsche. „Mit der Einführung in Ihr Amt wird Ihnen nicht nur großes Vertrauen entgegengebracht, sondern auch eine große Verantwortung übertragen“, so Kirner. Halisch stehe vor der Aufgabe, „die Kirche in diesen schwierigen Zeiten nach vorne zu bringen.“ Angesichts der engen Verbundenheit von Gesellschaft und Kirche in Ostholstein, freue sie sich „auf eine weiterhin gute Zusammenarbeit“, so die Kreispräsidentin.
Eutins Bürgervorsteherin Egin Lohse sagte, die Menschen hätten es in dieser Zeit mit vielen Problemen zu tun, „wo die Kirche eigentlich die Antwort sein könnte, sollte, müsste – wünschenswert wäre.“ Zwar habe die Kirche „genug eigene Probleme“. „Trotzdem glaube ich, dass genau jetzt die Zeit ist, wo man sagt, Gesellschaft und Kirche müssen zusammenkommen“, stellte Lohse fest. Persönlich wünsche sie Halisch, „dass Sie immer Zeit und Raum finden, mit Ihrem hörenden Herzen auf den Rat des Heiligen Geistes zu hören, um dann weise Entscheidungen zu treffen mit klarem Verstand.“

Für den Konvent der Pröpstinnen und Pröpste im Sprengel Schleswig und Holstein überbrachte Propst Erich Faehling aus dem Nachbarkirchenkreis Plön-Segeberg die besten Wünsche.

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