Schweres Gerät in der Weißenhäuser Brök
Oldenburg (js). Ein riesiger Kettenbagger und eine fast noch größere mobile Sieb-Anlage türmen gerade riesige Sandberge nahe Weißenhäuser Strand, westlich des Oldenburger Grabens auf. Im Auftrag der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein werden hier auf etwa 17 Hektar die einwandernde Kartoffelrose, Weidenbüsche und Bäume entfernt. Der gründliche Eingriff sieht nach Zerstörung aus, ist aber notwendig, um die heimische Pflanzenwelt und die sehr seltene, wunderschöne Dünenlandschaft dort zu erhalten.
In den offenen Lebensräumen der Dünen kommen viele seltene Arten vor, die auf sonnige Bereiche angewiesen sind. Leider hat sich die invasive Kartoffelrose im Gebiet etabliert. Sie verdrängt viele der einzigartigen Pflanzen und Tiere, die in der trockenen Sanddünenlandschaft heimisch sind. „Bisherige Maßnahmen haben ihre Ausbreitung zwar verlangsamt, trotzdem hat sich die Pflanze aber über die letzten Jahre immer weiter auf der Fläche ausgebreitet“, erklärt Jane Lassen, zuständige Projektleiterin der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein. Das Ausbaggern der Wurzeln hat sich andernorts als erfolgversprechendste Methode bewährt, die Ausbreitung der Kartoffelrose effektiv zu bekämpfen. Die Wurzeln der Kartoffelrose, über die sich die Pflanze vermehren kann, wurzeln teilweise über zwei Meter tief. Der ausgebaggerte Sand wird durch die große Siebmaschine von diesen Wurzeln gründlich befreit. Die dadurch entstehenden Sandhaufen sorgen vorrübergehend für ein wüstes Bild in dem Naturschutzgebiet. Im Laufe der Arbeiten werden die Haufen dem Gelände jedoch wieder angepasst. Bleiben werden vorerst höhere Anteile sandiger Bereiche, die für Dünen jedoch nicht untypisch sind und wieder Dynamik in die Landschaft bringen, von der viele der heimischen Arten profitieren. Zauneidechse, Schmetterlinge, Insekten und seltene blühende Schönheiten, wie das Sumpf-Herzblatt, und die Kleine Wiesenraute – viele gefährdete oder gar vom Aussterben bedrohte Arten haben hier ihr Zuhause und profitieren von den helleren Lichtverhältnissen, die durch die Arbeiten geschaffen werden. „Über 350 Pflanzenarten kommen im Naturschutzgebiet vor und das soll auch so bleiben. So eine Vielfalt gibt es in Schleswig-Holstein nur an wenigen Stellen“, erklärt Lassen. Die Arbeiten werden intensiv von einer biologischen Baubegleitung überwacht. „Früher sind sandige, blütenreiche Dünenlandschaften an der Ostsee-Küste auf natürliche Art entstanden. Leider geschieht das auf Grund von menschlichen Einflüssen nur noch sehr selten“, erläutert die Naturschützerin. Wo einst der Auslauf des Oldenburger Grabens, die alte Brök, über die Flächen in die Ostsee gelaufen ist, wachsen heute zunehmend Bäume und Weidenbüsche besonders stark. Diese Bereiche sind früher durch Hochwasser und Stürme regelmäßig mit Salzwasser überspült worden. Der Salzgehalt wiederum führt üblicherweise zu einem regelmäßigen Absterben von Gehölzen. Durch den Ausbau des Oldenburger Grabens fehlt diese Dynamik in den Flächen. „Umso wichtiger ist es, die noch vorhandenen Dünenbereiche zu pflegen und zu erhalten. Dafür muss auch ein Großteil der Bäume auf den Flächen weichen“, so Lassen. Die bis voraussichtlich Anfang März laufenden Maßnahmen finden westlich des Oldenburger Grabens entlang der viel genutzten Wege zwischen Strand und Deich statt. Eine Einschränkung entsteht nicht, ab Ende Februar werden lediglich die Wegführungen leicht verändert und jeweils mit Weidezäunen versehen. Die ortsbekannten markanten Pappeln in Deichnähe sind von den Arbeiten nicht betroffen. Die Naturschutzmaßnahmen sind Teil der schleswig-holsteinischen Biodiversitätsstrategie und werden aus Landesmitteln finanziert. Nächsten Winter werden die Arbeiten in einem zweiten Abschnitt fortgeführt.