Reporter Eutin

Abgeordnete stellen sich in Plön Schülerfragen

Plön (los). Es ging um Antworten aus erster Hand: Vier Abgeordnete des schleswig-holsteinischen Landtags trafen am 7. März Schüler des 11. Jahrgangs im Plöner Gymnasium in der Prinzenstraße, um sich deren Fragen zu stellen. Das Ergebnis: Vier Themen, vier Meinungen und jede Menge Gedankenanstöße zur Vertiefung. Zu Gast waren Christopher Vogt (FDP), Niclas Dürbrook (SPD), Dirk Kock-Rohwer (Bündnis 90/ Die Grünen) und Werner Kalinka (CDU).
In dieser Fragerunde zu vier Gruppen mit je einem Thema blieb nichts dem Zufall überlassen. Das berichten die Schülerinnen Lynn Skirlo und Johanna Friedrich von der Moderation. So war der Fragenkatalog in den Kursen Wirtschaft und Politik bereits erarbeitet und vier Schwerpunkte gesetzt worden, die auch die Sorgen der Jugendlichen spiegeln. Im Viertelstundentakt wechselten die Politiker im rotierenden System, um ihre Positionen zu den Themenblöcken Energie und Umwelt, Demokratie, Wohnraum und Öffentlicher Personennahverkehr zu erläutern. Schlaglichter auf die Veranstaltung verdeutlichen, dass Probleme selten einfach zu lösen und Sachinformationen von umso größerer Bedeutung sind.
Wie etwa könne dem Wohnungsmangel begegnet werden? – auch Studenten und Auszubildende haben Schwierigkeiten, eine bezahlbare Bleibe zu finden. Für die Plöner Schüler ein Grund, auf die ungleichen Voraussetzungen hinzuweisen, die einer Chancengleichheit entgegenstehen.
Abgeordneter Christopher Vogt sieht ein Problem darin, dass die Gemeinden ihre Grundstücke „möglichst teuer verkaufen“ wollen, „damit Geld reinkommt“. Eine mögliche Lösung sehe er zum Beispiel darin, die „Land- und Grundstückssteuer günstiger zu machen“. Für Studenten sei ein Zuschuss zur Miete eine Möglichkeit, sie zu unterstützen.
Auch das komplexe Thema Umwelt und Energie sowie Energiepreise beleuchten die Fragesteller. Wäre Atomstrom günstiger?
Das wäre er, meint Christopher Vogt, der sich für Kernenergie ausspricht. Andererseits steht aus Rußland zu beziehendes Uran dem Bestreben nach wirtschaftlicher Unabhängigkeit entgegen. Deutschland beziehe aber auch Gas aus Quellen wie den USA, die nicht unproblematisch seien. Windturbinen auf Borkum seien chinesischer Herkunft. Das Thema Abhängigkeit betreffe „fast alle Energieträger“, zeigt er auf. „Durch die Veränderungen der letzten zehn Jahre bin ich der Meinung, dass man auf Kernenergie setzen muss.“ Es gehe dabei auch um die Preise.
Atomstrom sei unter dem Strich nicht günstiger, sagt Dirk Kock-Rohwer. Denn abgesehen von den enormen Bau- und späteren Unterhaltungskosten für ein neues AKW blieben nachfolgende Generationen auf den Kosten einer nicht endenden Lagerung und Sicherung Jahrtausende strahlenden Atommülls sitzen. Kosten, die im Energiepreis jedoch gar nicht berücksichtigt sind. Schon Brockdorf habe rund 665.000 Tonnen Schrott hinterlassen. 20.000 Tonnen davon seien radioaktiv belastet. Doch auch nicht-strahlendes Material erweist sich als kostspieliges Problem, denn „selbst die Kloschüsseln von Brockdorf will keiner auf die Deponie haben.“
Niclas Dürbrook ist überzeugt, dass die Energiewende notwendig ist. „Da draußen ist ein riesengroßes Problem“, unterstreicht er. Die Folgen und Kosten durch fortschreitende Erderwärmung und Klimawandel würden viel größer werden. Unabhängigkeit werde durch die Energie, „die wir vor Ort produzieren“ erreicht.
In ihrer Auswertung haben die Schüler pro und contra gegenübergestellt. So sei die Energiesicherheit für ein funktionierendes System so wichtig, dass die Energiewende „nicht auf einen Schlag“ erfolgen solle. Andererseits sei sie unverzüglich notwendig, um die Erderwärmung aufzuhalten.
Für mehr direkte Demokratie spreche eine steigende Akzeptanz und mehr Interesse der Bürger. Andererseits seien komplexe Themen schwer vermittelbar und die Gefahr von Populismus umso größer. Daraus könne auch die Gefährdung von Minderheiten resultieren. Ein Problem dabei auch: Die Einflussnahme durch soziale Medien.
Zur Veranstaltung ziehen sie ein positives Fazit: Entscheidungen und Gedankengänge seien gut nachvollziehbar. Festzustellen sei aber auch, dass dort, wo nicht eine Meinung vorherrscht, der Austausch untereinander emotionaler werde und „nicht mehr so sachlich“ bleibe. Kritisch sehen die Schüler die zeitweilige Tendenz zum Monolog. Dennoch seien die Themen „gut rübergekommen“.
Die Wege der Akteure trennten sich mit einer Einladung von Dirk Kock-Rohwer an die Schüler, den Landtag zu besuchen, Niclas Dürbrooks Rat, sich die Jugendorganisationen der Parteien anzuschauen und Christopher Vogts Hinweis „Demokratie lebt vom Mitmachen“. Auch Werner Kalinka äußerte sich anerkennend: „Manchmal ist man sich eben nicht ganz einig, schloss er, „aber das gehört dazu – ein rundum gelungener Vormittag“, lobte er.



Weitere Nachrichten aus Plön/Preetz

UNTERNEHMEN DER REGION

Meistgelesen