Aufruf: Ranzen und Rucksäcke für die Plöner Tafel Initiatoren freuen sich auch über Unterstützung für Schulzubehör
Plön (los). Der Geruch von Leder hängt in der Luft. Jede Menge Schuhpaare und Stiefel stehen in der kleinen Werkstatt am Stadtgraben für die Reparatur bereit. Inzwischen ergänzen bunte Schulranzen das Ensemble. Denn Schuhmachermeister Thorsten Lehmann und Nachbarin Dr. Birgit Böhnke, Inhaberin der „Twietendeel“ in der Langen Straße, wollen sie für die Plöner Tafel sammeln - und rufen zur Unterstützung der Spendenaktion auf.
Die Aktion ist bereits gestartet. „Heute morgen sind gerade zwei Grundschulranzen bei mir abgegeben worden“, erzählt Thorsten Lehman. Dass einer eine Abriebstelle mit Loch aufweist, ist nicht weiter schlimm: „Da nähe ich ein Stück drauf, dass es wieder schick ist“, sagt er, „ansonsten ist er ja noch rundum brauchbar und sieht auch gut aus.“
Auch Birgit Böhnke nimmt in der Twietendeel Ranzen und Schulrucksäcke entgegen. Und damit Material bezahlt werden kann, zum Beispiel die Ausstattung mit einer Federtasche, stünden bereits in 26 Geschäften in Plön Spendendosen für die Tafel bereit.
Das ganze Projekt zielt auf das nächste Schuljahr: „Die Spenden und die Rucksäcke und Ranzen gehen darum direkt an die Plöner Tafel“, erläuter Birgit Böhnke. Denn neu kosteten diese 200 bis 300 Euro. „Natürlich gibt es auch welche um die 100 Euro, aber nach solchen muss man lange suchen.“ Und auch 100 Euro muss man bei knappem Budget erst einmal übrig haben...
Anlass der Initiative sei ein Fernsehbeitrag zu diesem Thema gewesen. „Es wurde gezeigt, was es mit den Kindern macht, wenn sie nicht mit einem tollen Ranzen zur Einschulung erscheinen“, erzählt Birgit Böhnke, „das hatte mich ziemlich angefasst“. Kaum zu fassen sei es, meint sie, „dass Kinder, die gar nichts dafür können, wegen so etwas von den anderen so drangsaliert werden“.
Diese ziemlich häßliche Seite der Gesellschaft ist offenkundig ein Thema, „das viele Leute bewegt, wenn man sie darauf anspricht“. So nahm das Plöner Projekt nach Rücksprache mit dem Tafelverein Fahrt auf. Mit im Boot: Thorsten Lehmann, der sich um das „Upcycling“ kleiner Schadstellen kümmert, damit der Ranzen wieder einen schönen Eindruck macht. Aber natürlich gilt: „Je heiler ein abgegebener Ranzen ist, desto besser“, so Böhnke. „Wer den Ranzen bekommt, wählt die Tafel aus.“
Mit dem Zeitpunkt zum Advent 2023 sind Birgit Böhnke und Thorsten Lehmann den nächsten Schulranzenpartys ab Januar ein paar Nasenlängen voraus. Da manches Kind beim Schulwechsel von der vierten in die fünfte Klasse eher Schulrucksäcken den Vorzug gibt, könnte der eine oder andere dann ausgediente Schulranzen künftig Tafel-Kinder glücklich machen. „Dieses Projekt macht ja vielleicht noch Schule“, spekuliert Lehmann, „wenn man sowieso vorhat, einen neuen Ranzen zu kaufen, muss der alte ja nicht gleich weggeworfen werden.“