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Bundesverdienstkreuz für ehrenamtliches Engagement „Das Papiertheater hat eine rosige Zukunft“

Preetz (mm). Weil er mit seinem ehrenamtlichen Engagement für das Papiertheater maßgeblich beigetragen habe zum Erhalt eines immateriellen Kulturgutes, hatte Dirk Reimers aus Preetz kürzlich das Bundesverdienstkreuz verliehen bekommen. „Der Preis gehört mir aber nur zur Hälfte“, betont Dirk Reimers und schaut zur Frau an seiner Seite. „Von Anfang an haben wir alles gemeinsam gemacht.“ Die Gattin schmunzelt. „Das stimmt natürlich“, sagt sie, winkt aber ebenfalls bescheiden ab. „Längst sind wir sind nicht die einzigen, die sich hier für diese Tradition engagiert haben“. Allen voran die Volkshochschule, ohne deren Hilfe Preetz heute nicht zum internationalen Dreh- und Angelpunkt für Papiertheater geworden wäre. „Doch immerhin“, räumt Barbara Reimers ein, „haben wir das Ganze angeschoben“.
Genau erinnern können sich die beiden an den Tag, als ein Umschlag vom Bundespräsidialamt im Postkasten lag. Er enthielt die offizielle Anfrage, ob Dirk Reimers bereit sei, den Verdienst der Bundesrepublik Deutschland anzunehmen. Erst seien sie völlig überrascht gewesen, um dann kopfschüttelnd über der Frage zu brüten: „Wer bloß hat diese Ehrung vorgeschlagen?“ Ein ungelöstes Rätsel, bis heute.
Klar dagegen ist, wie alles angefangen hat, und warum sich das Preetzer Papiertheatertreffen zum größten internationalen Forum für kleine Bühnen entwickeln konnte. Freudestrahlend, übereinstimmend, erzählt das Ehepaar munter, wie sie ihre gemeinsame Liebe zum Papiertheater entdeckt hatten: „Ende der 70er Jahre besuchten wir mit unseren Kindern das „dukketeater“ in Kopenhagen, stiegen eine knarrende Treppe hoch, wussten nicht, was uns erwartet.“ Danach sprudeln vor allem bei Barbara Reimers die Erinnerungen an die erste Begegnung mit dem Papiertheater, die deutlich machen, wieso die beiden ihre Freizeit fortan dieser alten Schauspielkunst widmeten. „Damals in Kopenhagen, das war wie im Märchen. Wir waren eingetaucht in eine Welt, wie wir sie noch nie zuvor gesehen hatten“. Verzaubert von diesen ersten Augenblicken seien sie so fasziniert vom Spiel mit papiernen Puppen und den liebevoll gestalteten Kleinbühnen gewesen, dass sie kurzerhand in den dänischen Papiertheater-Verein eintraten. „Da wir ein wenig Dänisch können, war das kein Problem“. Die Erfolgsgeschichte des Papiertheater in Preetz nahm ihren Lauf. „Gleich am Anfang hatten wir mitbekommen, dass sich im dukketeater so viel Material angesammelt hatte, dass einiges davon hätte vernichtet werden müssen“, blickt Dirk Reimers zurück. Kurzerhand hatten sie sich bereit erklärt, die kulturellen Erbstücke zu retten, holten die Modelle in ihren kleinen Kuriosa-Laden, und spielten bald selbst voller Begeisterung auf den kleinen Bühnen vor Publikum. Das kam gut an. „Aus ganz Deutschland reisten die Leute zu uns in die Bahnhofstraße“, erzählt Dirk Reimers. Die vielfältigen Kontakte seien so spannend gewesen, dass 1988 bereits das erste Papiertheater-Treffen in Preetz entstand. Diese und die folgenden Treffen wirkten wie ein bergab rollender Schneeball. Nicht nur das eigene Repertoire wuchs stetig, sondern auch die Anzahl der Bühnen. „Der Raum in der Bahnhofstraße platzte bald aus allen Nähten. Da waren wir froh, als wir Räume im Heimatmuseum angeboten bekamen“, erinnert sich Dirk Reimers.
Reimers’ leidenschaftlich und liebevoll arrangierten Schauspiele waren gefragt. Bald führten sie ihre Kunst auf in ganz Deutschland, Österreich, Dänemark, Belgien. Daneben organisierten sie Jahr für Jahr die sich ausweitenden Treffen in Preetz. Selbst in den vereinigten Staaten von Amerika hatte Dirk Reimers Gelegenheit, sein Wissen an Dutzende von Interessierten weiterzugeben.
„Doch dann kam Corona“, wirft Ehefrau Barbara ein. Ein schmerzlicher Einschnitt. „Seitdem spielen wir nicht mehr selbst, zeigen aber weiterhin gerne, wie das geht“, sagen sie. Jugendliche etwa überrascht Dirk Reimers am liebsten mit einem einfachen Tipp: „Druckt Selfies von Euch aus, bastelt Papierfiguren daraus. Und an Weihnachten oder bei Feiern spielt Ihr dann Familiengeschichten“. Die das probiert hätten, seien oft erstaunt von den vielfältigen Möglichkeiten. „Papiertheater fördert echten sozialen Zusammenhalt“, ergänzt Barbara Reimers. Das sei ein entscheidender Vorteil gegenüber den sogenannten „sozialen Medien“. Dank moderner Licht-, Ton- und Drucktechniken sei heute sogar noch mehr möglich als früher. Doch das ursprüngliche Erlebnis, hautnah eintauchen zu können in eine andere Welt, das sei genauso intensiv wie vor zweihundert Jahren. „Ob jung oder alt, immer wird durch das Schauspiel auf kleinen Bühnen die eigene Phantasie angeregt“, unterstreicht Dirk Reimers. „Das Papiertheater hat eine rosige Zukunft“. Davon ist das Ehepaar fest überzeugt.

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