Reporter Eutin
Ein historisches Trinkgefäß für das Kreismuseum Plön
Plön (los). Das Museum des Kreises Plön hat von der Fielmann Group AG als Stifter ein neues Ausstellungsstück zur Geschichte der Region erhalten. Ende Januar übergab die stellvertretende Plöner Fielmann-Filialleiterin Jana Burchert einen ersteigerten „Willkomm“ an den Vorsitzenden des Museumsvereins, Landrat Björn Demmin.
Die Sammlung ist nun um einen besonderen Zinnpokal erweitert. Ursprünglich kam das 42,5 Zentimeter hohe Gefäß in Lütjenburg in der Gilde zum Einsatz. Die Lütjenburger Gildevertreter, Gildeoberst Dirk Timmermann und Bürgermeister Dirk Sohn präsentierten bei der Übergabe das älteste Protokollbuch, in dem der Pokal und sein damaliger Stifter erwähnt sind. Allerdings ging das Stück der Gilde zu unbekanntem Zeitpunkt verloren – bis Kunsthistorikerin Dr. Constanze Köster es in einem Auktionskatalog entdeckte und die Leiterin des Kreismuseums Julia Meyer informierte.
Dabei enthielt die Abbildung nur wenige Auskünfte. „Das war nicht sehr ergiebig“, berichtet Constanze Köster, „aber die Figur hatte mich angesprochen.“ So kam es, dass sie im Auftrag der Fielmann Group auf der Hamburger Auktion schließlich mitgesteigert und für das für Plön bestimmte Trinkgefäß den Zuschlag erhalten hatte. Mit Stiftungen dieser Art unterstützt der Konzern kleinere Museen, deren Etat die Anschaffung von Exponaten nicht hergibt.
Der „Willkomm“ stammt aus einem Hamburger Nachlass. Wie und wann das zeremoniell genutzte Trinkgefäß dorthin gelangte und wann die Gilde sein Fehlen bemerkt hat, darüber verliert sich jede Spur. Museumsleiterin Julia Meyer stellte den Neuzugang anhand umfassender Informationen vor, die sie über den „Willkomm“ zusammengetragen hatte, ein filigranes Werkstück ganz aus Zinn.
So ist es ein Lütjenburger Kaufmann und Ratsherr, der einst den Pokal gestiftet hat: Marten Hinrich Gevert. Den Namen verrät eine Gravur auf dem Fähnchen. Dieses wird von einer kleinen Figur gehalten, die ihrerseits einen solchen „Willkomm“ in Miniaturformat in ihrer anderen Hand hochhält. „M. H. Gevert schenkte diesen Willkum 1719 am Gilde – Vivat es lebe die Gilde“, ist auf dem Wimpel zu lesen. Dieses figürliche Ensemble schmückt den Deckel, die Kuppa, während die drei „Füße“ des Gefäßes als Löwen gestaltet sind, auch dies ein ungewöhnlicher Schmuck.
Geverts Schenkung fällt mit dem Akt der Neugründung der Schützen-Todtengilde im Jahr 1719 zusammen. Der Nordische Krieg wird das Gildeleben zum Erliegen gebracht haben, erklärt Julia Meyer den Grund für diesen Neustart.
Das alte Gilde-Protokollbuch aus Lütjenburg vermerkt auf Seite 30 unter „Punt 4“ am 2O. Mai 1719: „Hat Marten Hinrich Gevert der Löblichen Gilde eine kleine Zinnerne Willkunfft zum Andenken verehret.“ Und am 4. „July“ 1721 folgt: „Der gewesene Vorsteher Hans Wulff hat seine Erlaßung bekommen, und ist an deßen Stelle Martin Hinrich Gevert zum neuen Vorsteher aus der Bürgerschaft in der acht hinwieder erwehlet worden.“
Letztmalig gibt es von Gevert am 11. Dezember 1732 Nachricht: Das „Loß“ sei dahin gefallen, „daß an des Wohlsehligen Herrn Bürgermeister Steckers Stelle, Herr Martin Hinrich Gevert, Rathsverwandter, wieder Gilde-Vorsteher geworden, und willkürlich dafür confirmiret (bestätigt).“
1741 taucht sein Name in dem Buch nicht mehr auf, er ist mutmaßlich verstorben.
Im Mai 1791 ist jedoch der „Willkomm“ von den Gildebrüdern noch einmal schriftlich erwähnt worden - danach nicht mehr. Er wurde nicht einmal als vermisst gemeldet. „In der Inventarliste 1985 wurde er nicht aufgeführt und auch nicht als verloren erwähnt“, so Meyer.
Der Becher ist mit drei Zinn-Punzen auf dem Grund des Gefäßes gekennzeichnet: Zwei unbekannte Meistermarken mit den verschlungenen Initialen CK und der Jahreszahl 1709 sowie eine ebenfalls unbekannte Stadtmarke mit zwei Löwen.
Bereits seit 1596 sei ein solches Dreimarkensystem für die „Kannegießer“ in den Lüb‘schen Städten festgeschrieben gewesen, wobei sich die Meistermarken sich stets doppelten. Die Markierung diente auch der Einhaltung der Qualitätsstandards. Denn dem Metall war Blei beigemischt. Doch Blei ist auch giftig, weshalb sein Anteil in der Mischung nicht zu hoch sein durfte, erläutert Julia Meyer. „Marken garantierten, dass das Verhältnis stimmt.“
Über die Verwendung des „Willkomm“ wusste Björn Demmin als Mitglied der Preetzer und der Plöner Schützengilde zu berichten. Demnach war es Sache des Schützenkönigs, das Gefäß anlässlich der Zusammenkunft der Gildebrüder gefüllt auf den Tisch zu stellen. Es wurde reihum gereicht. Nach alter Sitte wurde es von Mann zu Mann bei eingehakten Armen weitergegeben und der Schluck nur in dieser engen Verschränkung eingenommen. Aus heutiger Sicht unhygienisch, stehe der Trinkpokal in der Regel nur noch dekorationshalber auf dem Tisch und erinnert an die Traditionen einer eingeschworenen Gemeinschaft.
Tipp: Umfassende Informationen zur Gildegeschichte zeigt das Museum des Kreises Plön anhand zahlreicher Exponate.
Die Sammlung ist nun um einen besonderen Zinnpokal erweitert. Ursprünglich kam das 42,5 Zentimeter hohe Gefäß in Lütjenburg in der Gilde zum Einsatz. Die Lütjenburger Gildevertreter, Gildeoberst Dirk Timmermann und Bürgermeister Dirk Sohn präsentierten bei der Übergabe das älteste Protokollbuch, in dem der Pokal und sein damaliger Stifter erwähnt sind. Allerdings ging das Stück der Gilde zu unbekanntem Zeitpunkt verloren – bis Kunsthistorikerin Dr. Constanze Köster es in einem Auktionskatalog entdeckte und die Leiterin des Kreismuseums Julia Meyer informierte.
Dabei enthielt die Abbildung nur wenige Auskünfte. „Das war nicht sehr ergiebig“, berichtet Constanze Köster, „aber die Figur hatte mich angesprochen.“ So kam es, dass sie im Auftrag der Fielmann Group auf der Hamburger Auktion schließlich mitgesteigert und für das für Plön bestimmte Trinkgefäß den Zuschlag erhalten hatte. Mit Stiftungen dieser Art unterstützt der Konzern kleinere Museen, deren Etat die Anschaffung von Exponaten nicht hergibt.
Der „Willkomm“ stammt aus einem Hamburger Nachlass. Wie und wann das zeremoniell genutzte Trinkgefäß dorthin gelangte und wann die Gilde sein Fehlen bemerkt hat, darüber verliert sich jede Spur. Museumsleiterin Julia Meyer stellte den Neuzugang anhand umfassender Informationen vor, die sie über den „Willkomm“ zusammengetragen hatte, ein filigranes Werkstück ganz aus Zinn.
So ist es ein Lütjenburger Kaufmann und Ratsherr, der einst den Pokal gestiftet hat: Marten Hinrich Gevert. Den Namen verrät eine Gravur auf dem Fähnchen. Dieses wird von einer kleinen Figur gehalten, die ihrerseits einen solchen „Willkomm“ in Miniaturformat in ihrer anderen Hand hochhält. „M. H. Gevert schenkte diesen Willkum 1719 am Gilde – Vivat es lebe die Gilde“, ist auf dem Wimpel zu lesen. Dieses figürliche Ensemble schmückt den Deckel, die Kuppa, während die drei „Füße“ des Gefäßes als Löwen gestaltet sind, auch dies ein ungewöhnlicher Schmuck.
Geverts Schenkung fällt mit dem Akt der Neugründung der Schützen-Todtengilde im Jahr 1719 zusammen. Der Nordische Krieg wird das Gildeleben zum Erliegen gebracht haben, erklärt Julia Meyer den Grund für diesen Neustart.
Das alte Gilde-Protokollbuch aus Lütjenburg vermerkt auf Seite 30 unter „Punt 4“ am 2O. Mai 1719: „Hat Marten Hinrich Gevert der Löblichen Gilde eine kleine Zinnerne Willkunfft zum Andenken verehret.“ Und am 4. „July“ 1721 folgt: „Der gewesene Vorsteher Hans Wulff hat seine Erlaßung bekommen, und ist an deßen Stelle Martin Hinrich Gevert zum neuen Vorsteher aus der Bürgerschaft in der acht hinwieder erwehlet worden.“
Letztmalig gibt es von Gevert am 11. Dezember 1732 Nachricht: Das „Loß“ sei dahin gefallen, „daß an des Wohlsehligen Herrn Bürgermeister Steckers Stelle, Herr Martin Hinrich Gevert, Rathsverwandter, wieder Gilde-Vorsteher geworden, und willkürlich dafür confirmiret (bestätigt).“
1741 taucht sein Name in dem Buch nicht mehr auf, er ist mutmaßlich verstorben.
Im Mai 1791 ist jedoch der „Willkomm“ von den Gildebrüdern noch einmal schriftlich erwähnt worden - danach nicht mehr. Er wurde nicht einmal als vermisst gemeldet. „In der Inventarliste 1985 wurde er nicht aufgeführt und auch nicht als verloren erwähnt“, so Meyer.
Der Becher ist mit drei Zinn-Punzen auf dem Grund des Gefäßes gekennzeichnet: Zwei unbekannte Meistermarken mit den verschlungenen Initialen CK und der Jahreszahl 1709 sowie eine ebenfalls unbekannte Stadtmarke mit zwei Löwen.
Bereits seit 1596 sei ein solches Dreimarkensystem für die „Kannegießer“ in den Lüb‘schen Städten festgeschrieben gewesen, wobei sich die Meistermarken sich stets doppelten. Die Markierung diente auch der Einhaltung der Qualitätsstandards. Denn dem Metall war Blei beigemischt. Doch Blei ist auch giftig, weshalb sein Anteil in der Mischung nicht zu hoch sein durfte, erläutert Julia Meyer. „Marken garantierten, dass das Verhältnis stimmt.“
Über die Verwendung des „Willkomm“ wusste Björn Demmin als Mitglied der Preetzer und der Plöner Schützengilde zu berichten. Demnach war es Sache des Schützenkönigs, das Gefäß anlässlich der Zusammenkunft der Gildebrüder gefüllt auf den Tisch zu stellen. Es wurde reihum gereicht. Nach alter Sitte wurde es von Mann zu Mann bei eingehakten Armen weitergegeben und der Schluck nur in dieser engen Verschränkung eingenommen. Aus heutiger Sicht unhygienisch, stehe der Trinkpokal in der Regel nur noch dekorationshalber auf dem Tisch und erinnert an die Traditionen einer eingeschworenen Gemeinschaft.
Tipp: Umfassende Informationen zur Gildegeschichte zeigt das Museum des Kreises Plön anhand zahlreicher Exponate.
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