

Preetz. Im Preetzer Heimatmuseum in der Mühlenstraße hat ein neues „Objekt des Monats“ Einzug gehalten: Das Akkordeon des Preetzers Hans Christian Carstens wirft ein besonderes Schlaglicht auf das kulturelle Leben der 50-er Jahre. Carstens Tochter Rita Kriwat und Erich Klimm vom Preetzer Heimatverein stellten vergangene Woche ein Instrument vor, das mit der Heimatgeschichte der Schusterstadt eng verbunden ist. Rita Kriwat, die das betagte „Schifferklavier“ gestiftet hat, erläuterte den Hintergrund ihrer Spende. Mit diesem verknüpft sind zahlreichen Erinnerungen an eine tanzfreudige Zeit, in der Musik noch durchgehend „life“ gespielt wurde. Nicht nur ältere Preetzer dürften viel Freude daran haben, sich in der Ausstellung das damalige gesellige Leben ihrer Heimat vor Augen zu führen. Einer, der als ein Dreh- und Angelpunkt dieser Tanzkultur das fröhliche Treiben quasi „mitten drin“ begleitete, war Hans-Christian Carstens (1908 – 1984). „Mein Vater spielte in sämtlichen Lokalen, unter anderem auch Schlagzeug“, erzählt Rita Kriwat. Kinderfeste, Vogelschießen, sämtliche Familienfeiern – es gab kaum einen Anlass, bei dem der Hobbymusiker nicht dabei war. Und das meist in Begleitung guter Freunde, die ihm nicht nur in der Musik verbunden waren. Mit von der Partie: Frisörmeister Walter Möller, Geige und Klavier. „Außerdem waren Fritz Krüger und Herr Knust dabei“, erinnert sich Rita Kriwat. Tanzmusik sei in den Preetzer Gaststätten das „A und O“ gewesen. Die Veranstaltungen in den Lokalen, vom Seeblick über den Schützenhof, Stadt Hamburg und Café Holz bis hin zur Stadt Kiel und Café Vaterland seien so beliebt gewesen, dass die Schusterstadt den Beinamen „Paris des Nordens“ erhalten habe. „Sogar aus Kiel kamen die Leute mit der Bahn angereist“, erzählt sie. Das habe seinen guten Grund gehabt, denn das Tanzvergnügen am Wochenende galt als „Kontaktbörse“. „Auch mein Mann und ich haben uns beim Tanzen kennen gelernt.“ Die Musik habe in ihrer Familie schon immer eine wichtige Rolle gespielt. Für die klassische musikalische Ausbildung seiner Söhne Werner und Hans Christian habe Großvater Carstens gesorgt, der selbst viel musizierte. Dank dieser Grundlage war Hans Christian Carstens, von Beruf eigentlich Dreher, viel gefragt und mit der beliebten „Quetsch- beziehungsweise Quietschkommode“ unterwegs. Ein Familienfest ohne „Livemusik“ – in der Familie Carstens undenkbar. „Meine Mutter war meistens dabei, wenn es am Wochenende los ging“, erzählt Rita Kriwat. „Häufig sogar die ganze Familie.“ Darüber hinaus habe ihr Vater Klavierunterricht und sein Wissen damit weiter gegeben. „Nur bei mir als Tochter hat er wohl nicht die Geduld dazu gehabt“, sagt Rita Kriwat augenzwinkernd. „Deshalb dachte ich, das Instrument sollte einen Platz im Museum bekommen – es ist zu schade, um zu Hause herum zu stehen.“