

Preetz (ed). „Ich bin gespannt, wie sie so ist“, sagt die zehnjährige Helene, sie hat die ersten beiden Teile der Sommerby-Reihe gehört, würde den dritten Teil gern lesen, aus dem Kirsten Boie heute vorlesen wird. Ihre Freundin Alva sagt, dass man Sommerby prima lesen kann, „das macht Spaß. Mal sehen, wie der dritte Teil so ist.“ Jannes ist acht und eine Megaleseratten – grade liest er Harry Potter, aber von Kirsten Boie hat er noch nichts gelesen, das wird sich ändern, denn am Büchertisch sucht er sich eines ihrer Bücher aus. Jetzt will er mal gucken, wie sie so ist. „Aber auch nur ein normaler Mensch“, vermutet er lässig, „außer dass sie Bücher schreibt.“ Die Stimmung war erwartungsvoll in der Mensa der Theodor Heuss-Gemeinschaftsschule, endlich mal wieder was richtig Cooles und dann auch noch Kirsten Boie – viele Jungs und Mädchen mit ihren Lieblingsbüchern im Gepäck, andere kauften sich den ersehnten dritten Teil einfach vor Ort am Büchertisch, aber ein bisschen aufgeregt waren alle: Die Autorin seiner Lieblingsbücher kennenzulernen, ihr Fragen stellen zu dürfen, sich von ihr das Lieblingsbuch signieren zu lassen, ist eben für jede Leseratte ein echtes Erlebnis – und genau so eines hatte Charlotte Reimanns Preetzer Leseclub zusammen mit der vhs Preetz und der Preetzer Stadtbücherei für kleine Kirsten Boie-Fans organisiert.
Die so bekannte wie beliebte Autorin von Lieblingsbüchern wie „Seeräubermoses“ kam in der vergangenen Woche für eine Lesung nach Preetz – und das war auch für sie selbst ein echte Highlight: „Meine Eltern hatten, als ich klein war, ein Wochenendhaus hier in der Nähe“, erzählt sie den Kindern, „und zum Einkaufen war ich immer hier in Preetz.“ Kirsten Boie ist Hamburgerin und schreibt seit weit mehr als 30 Jahren Bücher, vor allem für Kinder, aber auch für Jugendliche – viele sind mit ihren Büchern aufgewachsen und Inga Feldmann, die Leiterin der vhs Preetz, spricht sicher für viele, wenn sie Kirsten Boie begrüßt mit: „Für mich sind Sie die norddeutsche Astrid Lindgren.“ Für Kirsten Boie ein echtes Kompliment, denn später erzählt sie, dass sie als Kind die Bücher der schwedischen Kinderbuchautorin wieder und wieder gelesen hat.
„Ich freue mich unglaublich, dass ich heute hiersein kann“, sagt Kirsten Boie und gibt dann zu: „Und ich bin auch ein bisschen aufgeregt.“ Denn normalerweise, so die Autorin, habe sie ganz viele Lesetermine: „Ich schreibe für Kinder, also will ich auch mit Kindern zu tun haben. Aber auch bei mir war durch die Pandemie vieles anders, zum Beispiel konnte ich nicht lesen. Heute habe ich seit langer wieder die erste Lesung und muss gucken, ob ich das noch kann.“ Sie konnte, und wie. Zuerst erzählt sie, wie sie auf die Idee zu Sommerby gekommen ist – im Urlaub hatte sie ein verlassenes Haus an der Schlei entdeckt, nur vom Wasser aus zu erreichen, und sich überlegt, wer da wohl gewohnt haben, was da passiert sein könnte. „Und dann ist mir die Geschichte eingefallen.“ Eigentlich habe es nur ein Buch werden sollen, „aber dann bekam ich so viel Post mit Fragen, wie und ob es weitergeht, da habe ich einfach weitergeschrieben.“ Ein paar Kapitel liest sie aus „Für immer Sommerby“, ganz schön spannend, wie Marta, Mikkel und Mads mit ihrer Mama in den Weihnachtsferien zu Oma nach Sommerby fahren – und es tobt ein Schneesturm, so einer, sagt Kirsten Boie, wie es vor vielen, vielen Jahren schonmal einen gab hier oben bei uns. An einer besonders spannenden Stelle hört sie auf, verspricht aber, dass das Buch gut ausgeht.
Nach Sommerby dürfen die Kinder ihr alle Fragen stellen, die ihnen einfallen, und Kirsten Boie beantwortet alle sehr ehrlich und geduldig, erzählt von ihren beiden Kindern, die sie adoptiert hat, weswegen sie überhaupt angefangen hat, Bücher zu schreiben, dass sie immer noch aufgeregt ist, ob ihre Bücher ihren LeserInnen auch gefallen, und dass sie ihre erste Geschichte schon mit fünf Jahren auf Butterbrotpapier geschrieben habe. „Die hatte aber nur zwei Sätze“, lacht sie. Und sie erzählt, dass ihre Kinder nie ihre Bücher lesen wollten, dass ihre Tochter sogar mal gesagt hat: „Das ist doch kein richtiges Buch, Mama, das hast Du Dir doch nur ausgedacht.“ Und dass Bücherschreiben eigentlich ein beruf sei wie jeder andere – und weniger anstrengend als Kelleraufräumen. „Man muss eben rauskriegen, was man kann und gerne macht“, rät sie, „und das habe ich gemacht.“ Was sie mache, wenn sie nicht mehr weiterweiß beim Schreiben, will ein Mädchen wissen. Dann gehe sie spazieren, erzählt Kirsten Boie, „das hilft meistens, weil es ablenkt. Aber wenn ich dann keine Lösung finde, dann weiß ich, da stimmt was nicht, und lege das Buch beiseite.“
Sie staunt, wie konzentriert und lieb die Kinder sind, zuhören, sich melden, dann erst die Fragen stellen. „Ihr seid toll“, strahlt Kirsten Boie, „aber in Preetz konnte das auch nicht anders sein.“ Und die Begeisterung ist gegenseitig: „Die ist voll nett“, findet Loona, „toll, wie sie von sich erzählt hat.“ „Und vorgelesen hat sie auch super“, sagt ihre Freundin Charlotte, „man konnte sich alles total gut vorstellen.“ Besonders begeistert sind auch Freda und Mathilde, ihrer beider Lieblingsbuch ist nämlich Ritter Trenk, den finden sie immer total spannend. „Es war echt cool, mal seine Autorin kennenzulernen.“ Und signiert bekommen haben sie ihre Ritter Trenk natürlich auch.