Neues Klärwerk wird modern und kompakt
Preetz (vg). Es ist ein gewaltiges Bauprojekt, das an der Preetzer Backwiese angepackt wird. Der Abwasserzweckverband Preetz-Stadt und -Land (AZV) errichtet in direkter Nachbarschaft zur bestehenden Kläranlage ein neues, modernes Klärwerk – und investiert dafür 34 Millionen Euro. Am 12. Dezember erfolgte nun mit dem ersten Spatenstich der offizielle Baubeginn.
„Die Altanlage ist abgängig. Ihre Ursprünge reichen 70 Jahre zurück, sie wurde 1956 in Betrieb genommen“, erläutert der Preetzer Bürgermeister Tim Brockmann, der Verbandsvorsteher des AZV ist, warum gehandelt werden musste. „Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht und unter anderem geprüft, das Abwasser nach Kiel zu übergeben. Doch die Landeshauptstadt hat dem Zweckverband abgesagt, und so ist der Ersatzneubau die wirtschaftlichste Variante. Dennoch werde es für die Gebührenzahler zu Beitragsanpassungen kommen, so Brockmann. AZV-Geschäftsführer Gerd Schuylenburg betont, dass „wir dank unseres kompetenten und engagierten Personals alle Grenzwerte einhalten können. Aber bei der Instandhaltung kommen wir an die Grenzen und sind nur noch dabei, den Betrieb aufrecht zu erhalten“.
Da für den Neubau nur ein begrenztes Areal zur Verfügung steht, hat man sich dafür entschieden, die Kläranlage in modernster Kompaktbauweise zu errichten. Mit der norddeutschen ehp Umweltplanung GmbH hat man ein Ingenieurbüro mit Expertise für Abwasserreinigung als Partner gewonnen. „Wir haben uns eine von dem Unternehmen in Lubmin gebaute Kläranlage angeschaut, die uns überzeugt hat. Von ihrer Kompaktheit her passt sie perfekt nach Preetz“, erläutert Schuylenburg. Als „sportlich“ bezeichnet er die geplante Bauzeit: Ende 2026 soll die Kläranlage ans Netz gehen.
Dadurch, dass das Abwasser künftig nur noch einmal auf eine andere Ebene gepumpt werden muss, kann erheblich Energie gespart werden. „Der Neubau verringert den derzeitigen Jahresenergieverbrauch von rund 1,1 Millionen Kilowattstunden um mehr als 70 Prozent auf dann etwa 0,3 Millionen Kilowattstunden“, so Schuylenburg. Die neue Kläranlage wird über drei Reinigungsstufen (mechanisch/biologisch/chemisch) verfügen und sieht im Baukörper bereits die Einrichtung einer vierten Reinigungsstufe – eine Aktivkohlefilterung – vor. Diese kann das aufbereitete Abwasser noch einmal von Mikroplastik und Medikamentenrückständen befreien. Übrigens: Dass am Ende des Prozesses Trinkwasser herauskommt, ist ein weit verbreiteter Irrglaube. „Dafür gibt es Wasserwerke, die es aus dem Grundwasser gewinnen“, sagt Britt Mommsen vom ehp-Planungsbüro. „In den natürlichen Wasserkreislauf fließt klares Wasser zurück, das sauber aussieht, aber keine Trinkwasserqualität hat.“
Um die Anlieger der Rastorfer Straße, den alten Häuser- und Baumbestand sowie die unbefestigte Straße selbst nicht übermäßig durch den Baustellenverkehr zu belasten, wurde bereits in den vergangenen Monaten von der Kieler Straße aus eine Baustraße zwischen Kreisberufsschule und dem früheren Predigerseminar hergestellt. Während der Bauzeit der Kläranlage ist der Baustraßenbereich für die Öffentlichkeit nicht zugänglich.
Das Preetzer Klärwerk
... wird vom Abwasserzweckverband Preetz-Stadt und -Land (AZV) betrieben. Es handelt sich um einen Zusammenschluss der Stadt Preetz, der Gemeinde Pohnsdorf und der Hamburger Stadtentwässerung. Über die Kanalisation wird das Schmutzwasser der Stadt Preetz sowie der Umlandgemeinden Pohnsdorf, Schellhorn und zum Teil auch Kühren zur Reinigung in die Kläranlage geleitet. Durch das Hauptrohr fließen 120.000 Liter in der Stunde. Die Anlage wird mit vielfältigen Verunreinigungen fertig. Die größten Probleme bereitet der Müll, der in der Toilette heruntergespült wird. Da kann schon mal ein Gebiss oder eine Brille dazwischen sein, vor allem sind es aber Wattestäbchen, Feuchttücher und Taschentücher, die letztendlich zur Verstopfung der Rohre führen. „In die Toilette gehören nur Ausscheidungen und Klopapier, das sich schnell zersetzt“, betont Technikleiter Holger Hüneke. Auch Katzenstreu und Hygieneartikel haben im Abwasser nichts zu suchen.
Während Altöleinträge beispielsweise akribisch bis zum Verursacher zurückverfolgt werden können, bleibt bei diesem Abfall nur der Appell an die Vernunft der Bürger, solche Einträge so weit wie möglich zu vermeiden.