

Schönkirchen (kud). Der Anruf kommt am Freitagnachmittag. „Meine Mutter ist nach einem Oberschenkelhalsbruch heute aus dem Krankenhaus entlassen worden. Keine Medikamente, keine Anleitung, wie sie zu behandeln ist. Die Ärzte sind im Wochenende“. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des AWO PflegeNottelefons kennen das und nehmen das Problem dank bester Aus-, Fort- und Weiterbildung in die Hand. Familie F., die ratlos zu Hause sitzt, wird umgehend Rat und Hilfe erhalten. In den nächsten Wochen gibt es zusätzlich zu telefonischer und persönlicher Beratung oder Hausbesuch noch zwei Infoveranstaltungen in Schönkirchen. Ziel: „Wir müssen die Aufmerksamkeit erhöhen, derer zu Pflegende, aber auch deren Angehörige bedürfen.“
Anke Buhl ist Projektkoordinatorin der AWO für das PflegeNottelelefon in Schleswig-Holstein. Nicole Adamczewski und Daniela König betreuen den „Pflege Stützpunkt Plön. Margrit Hellberg leitet das Service- und Wohnzentrum der AWO in Schönkirchen und betreut gleichzeitig weitere geriatrische Projekte. Die vier Fachfrauen gehören zu denen, die nach 1999, als das Land der AWO die Verantwortung übertrug, sich künftig um den Aufbau einer Notanlaufstelle zu kümmern, die Zügel in die Hand nahmen.
Notanlaufstelle? Für wen? „Wir sind Ansprechpartner für Senioren, für pflegende Angehörige, für Nachbarn, Freunde, die nicht wissen, wie sie mit einem bestimmten geriatrischen Problem umgehen sollen“, berichten sie. Die demographische Gesellschaftsentwicklung macht solche Hilfe notwendig. Da gibt es in der Nachbarschaft einen allein lebenden Menschen, der seit Tagen nicht gesichtet wurde. Was ist zu tun, ohne aufdringlich zu wirken? Da lebt ein alter Mensch in einer Einrichtung und ist unglücklich. „Das alles“, so die Fachfrauen,“ hat immer mehrere Aspekte, die zu bedenken sind. Da ist einerseits die zwischenmenschliche Ebene, andererseits die rechtliche.“
Heißt zum Beispiel: Betreutes Wohnen bedeutet nicht automatisch, dass ein Mieter, der aus dem Krankenhaus entlassen wird, ein Anrecht auf pflegerische Betreuung hat. „Alles“, das betonen die Vier, „braucht immer erst einen Antrag.“ Weder die Betroffenen noch deren Familien seien aber in der Lage, den Paragraphendschungel in einer Akutsituation schnell zu durchdringen. Hier kommt das PflegeNotelefon“ mit den Pflegestützpunkten ins Spiel. Die Gesprächspartner sind fachlich geschult und vor allem mit vielen Fachleuten anderer Spezialbereiche vernetzt. „Wir vertrösten niemanden, der akut in Not ist, auf morgen und bitten, dann wieder anzurufen. Wir reichen die Nummer des Anrufers weiter an die Spezialisten, die genau wissen, was zu tun ist.“ Das eine tun, ohne das andere zu unterlassen. Gibt es eine bedrohliche gesundheitliche Situation, wird natürlich auch umgehend Hilfe geschickt. Hilfe im Alltag und zur Selbsthilfe – so lässt sich das Veranstaltungsprogramm überschreiben, mit dem die AWO allen helfen möchte, mit der Situation im Alter besser zurecht zu kommen.
Am 4. Mai zum Beispiel gibt es einen Vortrag zum Thema „Aber der Krieg ist immer in uns, Kriegskinder in der Pflege.“ Das Thema: Im Alter können alte Erinnerungen, die nie verarbeitet wurden, plötzlich wieder zur Bedrohung werden. Pflegende Angehörige stoßen an ungeahnte Grenzen, wenn Eltern plötzlich Ängste entwickeln, deren Ursache von außen nicht erkennbar ist.
Am 14. Juni geht es um das Thema „Im Alter is(s)t man anders, gesunde Ernährung hält fit und mobil“. Verständnis schaffen für geänderte Bedürfnisse und Wege suchen, zum Beispiel aus dem geringen Trinkbedürfnis (das zur Austrocknung mit einhergehenden geistigen Beeinträchtigungen) führen kann, zu erarbeiten. Beide Veranstaltungen finden im AWO Service- und Wohnzentrum Schönkirchen, Steinbergskamp 2 statt.
Drei weitere Veranstaltungen bietet die AWO im August, Oktober und November in Haus am Klostergarten in Preetz an.