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Plön: „Alle Mann an Bord!“ für das Drachenbootrennen Erst Turbo-Training, dann triefnass an die Startlinie

Plön (los). „In die Auslage! – Attention...! – Go!!!“ – drei einfache Kommandos für den Start des Drachenbootrennens. Doch zehn völlig Unerfahrene an Bord haben beim Üben gewisse Schwierigkeiten, so dass sich Steuermann Rainer Kuhlmann innerlich winden dürfte. Sein Ziel: Die Chaos-Crew aus der reporter Redaktion fit zu machen für die „Fun-Klasse“ beim Plöner Stadtbuchtfest. Einziges Problem: Für dieses Turbo-Training bleiben ihm bis zum ersten Vorlauf nur wenige Minuten Zeit.
Paddel statt Stift, Mouse, Tastatur und Touchscreen: Nur gut, dass das Team von der reporter Redaktion bei seiner Debütvorstellung im Drachenboot vom Schachclub Schwarz-Weiß aus Hamburg unterstützt wird. Die sind nicht nur Profis im taktischen Grübelduell, sondern auch ziemlich fit darin, die paddelnde Konkurrenz im Kielwasser zu lassen. Und sie hatten bereits Erfahrungen beim Drachenbootrennen der Capybaras im Rahmen des Plöner Stadtbuchtfestes. Der Schellhorner Verein organisierte dieses auch für die Veranstaltung 2023.
Neben der gemischten Mannschaft „der reporter/ Schwarz-Weiß“ starten mit den Uniform Seahawks (Marineunteroffiziersschule Plön), Stalldampfer (Wassersportverein Plön Fegetasche), Poseidons Alptraum (Kieler Kanu Klub) und den Dräger Dragons (Lübeck) namhafte Gegner in der Fun-Klasse, dem Sprint über 200 m.
Die „WSAP Chaos Dragons“, „Wakenitz Drachen“, „De Wunnerbaaren Sventanas“ und „Kiel Drägen“ wollen sich sogar der 4 Km Langstrecke stellen.
Kraft also und Ausdauer, insbesondere aber Disziplin und Koordination sind wichtig. Sowie auch Konzentration, wie der Verlauf des Vorlaufs deutlich macht.
Für fröhliches Über-Bord-Geblödel („Wir werfen euch ein Abschleppseil zu“ - „Ich hab’n Loch in euer Boot gemacht“) reicht die Puste beim Ablegen noch aus. „Ruhe!“, blafft der Steuermann dazwischen.
Wer sich auskennt, kennt die Herausforderung, die Regeln und die Gepflogenheiten: Zum Beispiel, dass vor der Startlinie Schweigen herrscht und nicht gequatscht wird; darauf legt Rainer Kuhlmann großen Wert. Auch darauf, dass nur auf ein – nämlich sein - Kommando gehört wird. „Und nicht auf das der Mitbewerber“, präzisiert er die Ansage. „So, und jetzt üben wir mal den Start – mit neun Schlägen. Am besten zählt ihr für euch mit, damit ihr im Takt bleibt!“ Leider kann man mit 16 Paddlern auch schon zwischen vier und sieben beim Zählen aus dem Konzept kommen...
Was die Sache zusätzlich erschwert: Haltung bewahren. Im Drachenboot sollen sich alle möglichst weit vorbeugen, erläutert Steuermann Rainer, derweil einige Abgelenkte vom Reporter es nicht unterlassen können, die Effekte des Windwiderstands bei diesem Tun halblaut zu diskutieren. Und ob man vor dem nächsten Lauf die Bojen vielleicht anders setzen sollte...
Diese schräge Haltung sei einzunehmen, fährt Kuhlmann ungerührt fort, sobald der Aufruf „Are you ready?“ ertönt. In dem Moment müsse auch das Paddel bei lang ausgestreckten Armen in lotrechter Position bereit sein – gehalten über dem Knauf und knapp über dem Blatt. „Aber erst, wenn ich Attention sage, taucht ihr das Blatt ins Wasser“, beschwört Kuhlmann seine Crew.
Die Drachenboot-Mannschaft wird angewiesen, ganz dicht an der Bordwand zu sitzen. Je dichter, desto besser. „Wenn ihr nämlich zu weit innen sitzt, könnt ihr nur noch rudern und das Wasser umrühren“, verdeutlicht Steuermann Kuhlmann. „Das wollen wir nicht!“ Dabei bekomme das Boot keine Fahrt auf, macht er deutlich.
Die Paddeltechnik im Drachenboot, besser zu umschreiben mit der Metapher „in’ See stechen“, sieht es vielmehr vor, das Paddel senkrecht einzusetzen und das Blatt mit der Kraft von Armen und Rumpf durchs Wasser zu ziehen. Allerdings nur so weit, wie es der Rhythmus des Trommlers vorgibt. Und Trommler sind im Drachenboot Standart, so wie der stets am Heck stehende Steuermann.
Wer zu spät reagiert, kann den Takt nicht halten. „Schaut immer auf den Vordermann schräg gegenüber“, schwört Rainer Kuhlmann seine paddelnde Gemeinschaft ein.
Ebenso wenig kommt derjenige auf Anhieb in den Rhythmus, der das Blatt bei „Attention“ nicht gleich ins Wasser getaucht hat. So geschieht es beim Start des ersten Vorlaufs. Steuermann Kuhl-
mann sieht alles: „Das hat uns bestimmt zwei bis drei Sekunden gekostet“, resümiert er nach diesem ersten Renndurchgang. Kuhl-
mann nutzt den Moment ungeteilter Aufmerksamkeit, während das reporter Team einschließlich der hanseatischen Schachclub-Verstärkung noch nach Luft jappst.
Aus persönlicher Wahrnehmung finden alle, dass sie sich gerade wacker geschlagen haben - schließlich sind es doch nur ein paar Sekunden Abstand zu den sprintenden „Stalldampfern“, die ein paar Nasenlängen voraus das Wasser aufwühlen. Doch der Mann mit dem Kommando schenkt seinen Leuten reinen Wein ein: „Doll war’s nicht...“ Das Ergebnis hätte mit einem besseren Start deutlich enger ausfallen können, ist er sicher... „Das üben wir noch mal“, appelliert Rainer Kuhlmann an Disziplin und Konzentration. „Ich weiß gar nicht, wieso man diese drei Kommandos nicht hinkriegen kann, das ist doch so einfach“, sagt er streng. Und erklärt mit augenzwinkerndem Blick auf die hinteren Plätze noch einmal: „Are you ready? - da geht ihr in die Auslage. Attention – das Paddelblatt wird eingetaucht. Go! – ihr fangt an durchzuziehen. Drei Wörter!!! Das kriegt ihr zwei doch wohl hin?“, fragt er ohne viel Hoffnung.
Das letzte Wort („... aber diesmal das Atmen nicht vergessen...“) muss dennoch einer im der reporter T-Shirt hinzufügen, einer, dem Empfehlungen selten ausgehen. Nur als er im ersten Vorlauf die volle Wasserladung eines versehentlich zu lang durchgezogenen Paddels kassiert, verschlägt es ihm beim Sprint vorübergehend die Sprache.
Kuhlmann greift den Spielball auf. Tatsächlich sind bei den plötzlichen Starts gewisse Neigungen, die Luft anzuhalten, gar nicht so selten, erzählen auch die tüchtigen Schachspieler. Deshalb: „Paddel lang durchziehen – ihr sollt das Wasser nicht umrühren...“ Der Steuermann hebt die Stimme noch einmal an, da die Aufmerksamkeitsspanne schon wieder bröckelt. „...Und dabei im Takt ruhiiig ein- und ausatmen“, setzt er nachdrücklich hinzu.
Der zweite Start klappt leidlich besser, immerhin. Um schnell vom Fleck weg ein zügiges Tempo zu erreichen, sind 15 schnelle kurze Schläge erwünscht („Bis dahin bis zur Hüfte durchziehen, danach lang...“).
Trotz ernst gemeinter guter Vorsätze wird besagter nass gespritzter Teamkollege bei diesem Beschleunigungsversuch noch einmal noch ein bisschen nasser, wie nach dem „Go!“ ein halb erstickter Protestlaut aus dem Heckbereich verrät.
Doch Sekunden später wechselt das Kommando schon auf „...und lang...“, das zum längeren Durchziehen des Blattes auffordert. Dabei scheint die 200 Meter Strecke (subjektiv) deutlich länger geworden zu sein. Kurz vor der Ziel anzeigenden Boje werden die Arme plötzlich lahm, die Schläge unkoordinierter... Mit ein, zwei Bootslängen voraus preschen die beiden Mitbewerber als erste ins Ziel. Ähnlich das Ergebnis des dritten Rennens in der „Fun-Klasse“. Alles in allem gar nicht so schlecht für Anfänger, lautet der allgemeine Konsens im Nachklapp. „Ich finde, wir haben einen sehr guten dritten Platz gemacht“, bilanziert ein Reporter-Techniker.

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