Reporter Eutin

„Regionalgeschichte ist was Tolles“

Plön (ed). Bernd Tesch tritt in große Fußstapfen, aber das mit ebenso großer Begeisterung: Mit Henning Böhrens hatte die Stadt Plön einen so umtriebigen wie kenntnisreichen Stadtarchivar. Als er im Herbst vor zwei Jahren verstarb, hatte man bereits seit Längerem einen Nachfolger für ihn gesucht und mit Bernd Tesch den zwar auch gefunden, aber einen, der noch im Dienst war. „Eigentlich wollte ich mich langsam reinarbeiten und dann übernehmen, wenn ich in Rente gehe.“ Umso dankbarer sei man, so der Plöner Bürgermeister Lars Winter, dass Bernd Tesch nun doch voll einsteige, zumindest nach seinen zeitlichen Möglichkeiten – „denn wir haben viele Anfragen, die wir jetzt endlich wieder beantworten können.“ Zunächst nicht zu festen Zeiten, aber das sei „dank Corona“ auch nicht so schlimm.
 

Bernd Tesch ist im echten Leben beim Finanzamt tätig, eigentlich Ascheberger, aber seit 25 Jahren Plöner. Zudem hat er ein entschiedenes Faible für die Regionalgeschichte, belegt bei Professor Detlev Kraack die Kurse zur Schleswig-Holsteinischen Geschichte und hatte einst in diesem Rahmen das Stadtarchiv unter dem Rathaus besucht. „Damals dachte ich“, erzählt Bernd Tesch, „wenn ich hier als Pensionär arbeiten könnte, das wär ein Traum.“ Dieser Traum hat sich jetzt schon ein bisschen früher erfüllt, als er dachte – „ich arbeite mich jetzt ein, das ist natürlich ein bisschen aufwändiger ohne Anleitung, und versuche dann, jede Anfrage zu beantworten.“ An den Stadtarchivar wenden sich Privatpersonen, aus Plön oder mit einer Verbindung nach Plön, sowie Forscher und Autoren, die zu Personen, Ereignissen oder auch Gebäuden forschen und schreiben. So wie die Dame, die sich erinnern konnte, nach dem Krieg als Kind hier gewesen zu sein, und ihrer Familie zeigen wollte, woran sie die schönen Erinnerungen hatte, aber nicht mehr wusste, wo sich die Kurklinik befand. Oder Menschen, die nach ihren Wurzeln suchen.
Unter Bernd Teschs Fittiche sind nun Akten, Fotos, Protokolle, kurz: Die Dokumente, die von Plöns Geschichte zeugen, in denen er recherchieren, nachschlagen, suchen wird nach den Spuren Plöner Familien, Begebenheiten und Bauten. Sein Ziel sei es, ein neues Findbuch zu erstellen – eine Art Register mit Übersicht und Beschreibung der Bestände des Archivs, das die Recherche vereinfacht.
 

Derzeit also ergründet er die Tiefen des Plöner Stadtarchivs, lernt selbst viel über die Stadtgeschichte und freut sich, wenn die PlönerInnen ihm dabei zur Seite stehen. Wie bei dem Foto, auf das er kürzlich stieß: Es zeigt den Fackelträge der Olympischen Spiele des Jahres 1936, als die Fackel durch Plön nach Kiel getragen wurde. Wenn jemand etwas über die Personen auf dem Foto weiß, über den Tag an sich oder sich gar daran erinnern kann, melde er oder sie sich sehr gern. Gleiches gilt natürlich für alle, die auf der Suche sind nach einem Stück Plöner Geschichte, ob aus persönlichem oder wissenschaftlichem Interesse – sehr gern per Email an Stadtarchiv@ploen.de.
 

Und auch wenn es ein einsamer Job ist da unten unterm Rathaus und das Archiv den leicht trockenen Charme der 70er hat, Bernd Tesch findet hier die geballte Geschichte Plöns. „Regionalgeschichte ist was Tolles“, sagt er und freut sich auf die Herausforderung, das Archiv auf sich allein gestellt zu durchforsten und ergründen. „Wir sind sehr glücklich, dass wir ihn gefunden haben“, sagt Lars Winter, „wir hätten sonst ein echtes Problem. So freuen wir uns darauf, dass, wenn seine Zeit es erlaubt, er noch mehr über Plön herausfindet.“


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