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Schellhorn hat erstmals eine Bürgermeisterin

Es hat viel Überredungskunst gebraucht, um Claudia von Dohlen für das Bürgermeisteramt zu gewinnen. Der Fulltimejob im Finanzministerium verlangt ihr viel ab.

Es hat viel Überredungskunst gebraucht, um Claudia von Dohlen für das Bürgermeisteramt zu gewinnen. Der Fulltimejob im Finanzministerium verlangt ihr viel ab.

Bild: V. Graap

Schellhorn (vg). Großes Interesse an der Sitzung der Schellhorner Gemeindevertretung am vergangenen Donnerstag: Die Zuschauerränge im Landhaus Schellhorn waren bis auf den letzten Platz gefüllt. Nach dem überraschenden Rücktritt von Kai Johanssen galt es, einen neuen Bürgermeister zu wählen. Mit Claudia von Dohlen übernimmt nun erstmals eine Frau dieses Amt. Für die 55-Jährige stimmten elf der 13 Gemeindevertreter, zwei enthielten sich. „Das ist ein sattes Ergebnis, das mir Rückendeckung gibt“, freute sich die neue ehrenamtliche Bürgermeisterin nach der Sitzung.
Wer nach den vorausgegangenen Querelen mit einem kontroversen Versammlungsverlauf gerechnet hatte, wurde eines Besseren belehrt. In ihrem Statement nach der Wahl forderte Claudia von Dohlen die Kommunalpolitiker auf, nicht mehr rückwärtsgerichtet zu agieren. „Ich wünsche mir vielmehr, dass wir gegenseitig mit Respekt und vorausschauend aufeinander aufpassen, einander beraten und rechtzeitig darauf hinweisen, wenn etwas in die falsche Richtung läuft.“ Man müsse sich in der Gemeindevertretung wieder mehr dem Gemeinwohl von Schellhorn widmen, anstatt sich mit sich selbst zu beschäftigen.
Claudia von Dohlen betonte, dass sie sich die Entscheidung, sich für das Amt zur Verfügung zu stellen, insbesondere angesichts des Umganges der Gemeindevertreter miteinander und mit dem bisherigen Amtsinhaber nicht leicht gemacht habe. „Wenn sich das nicht ändert, wird Schellhorn mit der vermutlich kürzesten Amtszeit eines Bürgermeisters in die Geschichte eingehen. Denn darauf habe ich in meiner Freizeit, im Ehrenamt keine Lust!“ Jetzt müsse sie sich zunächst einmal schütteln, sortieren und einen Überblick verschaffen.
Alle Voraussetzungen für den neuen Job bringt Claudia von Dohlen mit, vielen Bürgern ist ihre Leidenschaft für Zahlen bekannt. Die gelernte Bankkauffrau ist beim Land Schleswig-Holstein beschäftigt und arbeitet in der Haushaltsabteilung des Finanzministeriums. „Das ist für die neue Aufgabe ebenso hilfreich wie die Tatsache, dass mir Verwaltungshandeln nicht fremd ist“, sagt sie. Claudia von Dohlen ist seit sieben Jahren Mitglied der Gemeindevertretung und gehört der Schellhorner Wählergemeinschaft an. Den Fraktionsvorsitz hat sie nun abgegeben. Auch ihr Vorstandsamt in der Schellhorner Gilde will sie aufgeben. Ehrenamtlich engagiert bleibt sie jedoch beim Sozialverband Deutschland im Ortsverein Preetz und Kreisverband Plön.
Und als Bürgermeisterin kommen ihr sicherlich auch die Tugenden zugute, die sie als Schiedsrichterin im Tischtennis – von der Kreismeisterschaft bis zum Olympia-Finale – geleitet haben: Fingerspitzengefühl, Augenmaß und ein ausgeprägtes Verständnis für Fairness. Streit war an diesem Abend auf der zwölften Sitzung der Gemeindevertretung Schellhorn jedenfalls ein Fremdwort.


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