Reporter Eutin

Schwimmende Kükenzimmer für die Wiesenvögel im Stiftungsland

Brutflöße bieten den Küstenvögeln am Binnensee ein sicheres Quartier

Sehlendorf/Hohwacht (t). Mit ein bisschen Glück flattern schon in diesem Sommer die ersten kleinen Flussseeschwalben-Küken über das Stiftungsland am Sehlendorfer Binnensee. Denn die Vielfaltsschützer der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein haben dort zusammen mit dem NABU und der Integrierten Station Holsteinische Schweiz des Landesamts für Umwelt drei Brutflöße zu Wasser gelassen.
Die Brutflöße auf dem Binnensee an der Hohwachter Bucht sollen ein sicherer Platz für die bedrohten und selten gewordenen Flussseeschwalben sein. Wenn diese in ein paar Tagen aus ihrem Winterquartier der Westküste Afrikas zurückkommen, sehen sie schon im Landeanflug aus der Luft die perfekten Nistplätze für die Familiengründung.
Die schwimmenden Kükenzimmer – zwei mit einer Größe von insgesamt 20 Quadratmeter und eins mit einer Größe von 36 Quadratmetern – bieten jede Menge Platz für brütende Fluss-Seeschwalben und deren nahe Verwandte, wie die deutlich seltenere Zwergseeschwalbe oder beispielsweise den Säbelschnäbler. Die Vielfaltsschützer der Stiftung Naturschutz kümmern sich im EU-geförderten Projekt „Better Bird LIFE“ schon seit Jahren um bessere Lebens- und Überlebensbedingungen der wunderschönen Vögel.


Größter Feind dieser Vogelarten sind Nesträuber. In den vergangenen Jahren haben sie die Familienplanung der Flussseeschwalbe und ihren nahen Verwandten erheblich gestört. So wurden die Eier oder auch die frisch-geschlüpften Küken aus den Nestern geraubt.
Mit den Brutflößen bieten die Küstenvögelretter ihnen jetzt einen weiteren Rückzugsort. Den können die vierbeinigen Räuber nicht erreichen, da das „Entern“ der Brutinsel nicht möglich ist. Dies verhindert ein passgenau gefertigter Überkletterungsschutz aus Metall.


„Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Brutflöße sehr gut angenommen werden und die Küstenvögel hier ganz in Ruhe brüten können“, prognostiziert Projektleiter Oliver Granke von der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein ein Happy End mit vielen kleinen flüggen Küken im Sommer 2023. „Wir haben hier in Schleswig-Holstein eine besondere Verantwortung für diese Küstenvögel“, so Granke. Denn nur noch in den Schutzgebieten fänden sie geeignete Brutplätze und genügend Nahrung für ihre Jungen. Ohne das Stiftungsland als grünes Netzwerk mit 38.000 Hektar in ganz Schleswig-Holstein wäre es nicht möglich, diesen selten gewordenen Küstenvögeln einen Rückzugsort wie diesen am Sehlendorfer Binnensee zu bieten.
Im EU geförderten Projekt „Better Bird LIFE“ haben die Akteure der Stiftung Naturschutz insgesamt zehn Brut- und vier Zugvogelarten in den Blick genommen, unter ihnen die Flussseeschwalbe, aber auch die deutlich seltenere Zwergseeschwalbe, den Säbelschnäbler und als Rastvogel den Goldregenpfeifer. In drei Stiftungsland-Gebieten – am Sehlendorfer Binnensee in der Hohwachter Bucht im Kreis Plön, im Stiftungsland Oehe-Schleimünde am äußersten Zipfel der Schlei und im Stiftungsland Geltinger Birk am Ausgang der Flensburger Förde – beides im Kreis Schleswig-Flensburg – verbessern Projektleiter Oliver Granke und sein Team, deren Lebensräume. Durch gezieltes Management wie eine optimierte Beweidung, sollen insbesondere ihre Brutplätze übersichtlich werden, damit Fressfeinde rechtzeitig erkannt werden. Dort, wo die eingeführte asiatische Kartoffel-Rose die heimische Pflanzenwelt und damit auch die angepasste Tierwelt verdrängt, wird versucht, den Eindringling aus den Schutzgebieten zu entfernen. Aber auch ganz konkrete Maßnahmen gegen Nesträuber sollen umgesetzt werden. Damit es beispielsweise Fuchs und Marder deutlich schwerer haben, die Nester von Bodenbrütern zu räubern, werden vogelsichere Zäune sowie künstliche Brutinseln und –flöße eingesetzt. Im Großraum Dänische Südsee arbeiten neun dänische Projektpartner an demselben Zielen. Das Gesamtvolumen des Projekts beläuft sich auf 8,4 Millionen Euro und wird aus dem EU-Programm LIFE Nature kofinanziert.


Weitere Nachrichten aus Plön/Preetz

UNTERNEHMEN DER REGION

Meistgelesen