

Plön (aj). Natürlich sind Corona und die Auswirkungen der Pandemie auch in Plön ein Thema. Wenn Bürgermeister Lars Winter von 2022 als einem „schwierigen“ Jahr spricht, hat er allerdings die Haushaltslage im Blick. Der Etat ist dauerhaft unausgeglichen; „Die Frage ist nicht, ob es ein Defizit gibt, sondern wie hoch es ausfällt.“ Als Gründe nennt der Verwaltungschef den Länderfinanzausgleich und die beschränkten Flächen-Kapazitäten für die Ansiedlung von Unternehmen: „Unsere Einnahmen aus der Gewerbesteuer liegen bei nur 2 Millionen Euro“, so Winter. Es gelte also, das Potential zu nutzen, mit dem Plön punkten kann: Wasser, Wald, Natur.
Tourismus
Mit dem Strandbad Fegetasche und dem Seehof soll die Entwicklung zweier Hotelstandorte auf den Weg gebracht werden. Das beinhaltet die Vorlage einer Bauleitplanung und für den Seehof die Beurteilung eines Konzeptes, das vom Inhaber-Ehepaar bis zum nächsten Jahr vorgelegt werden soll. Gästebetten, in denen die Plön-Besucher*innen gern auch ein paar Tage länger schlafen. Visionär: Der Masterplan Nordufer Großer Plöner See. Von einem Hotel auf der Badewiese Fegetasche bis zur Prinzeninsel soll sich einmal eine Perlenkette lohnender Ziele ziehen: Floating homes, ein Stadtstrand auf dem Fischereigelände, als Highlight eine Seebrücke vom Marktplatz über den Strandweg bis auf den See hinaus, der verbreiterte Strandweg soll Platz bieten zum Radeln, Flanieren und Verweilen und zwischen Prinzeninsel und Koppelsberg könnte eine E-Fähre für einen so attraktiven wie nachhaltigen Pendelverkehr sorgen. Ein entsprechender Architektenwettbewerb soll in diesem Jahr stattfinden.
Marktplatz
Eine Nummer kleiner, aber in den Auswirkungen eine direkt spürbare Verbesserung ist die Baumaßnahme, die für den Marktplatz ansteht: Im vergangenen Jahr sind erfolgreich Fördermittel beantragt worden. 400 000 Euro stehen zur Verfügung, um die Barrierefreiheit umzusetzen und den Brunnen aufzupeppen. Ziel sind eine bessere Begehbarkeit und eine höhere Aufenthaltsqualität. Für den Wochenmarkt soll in Gesprächen für die Dauer der Arbeiten eine Überbrückungslösung gefunden werden.
Wohnraum entwickeln
Auch in Plön ist bezahlbarer Wohnraum dringend benötigt und rar. „Wir wollen ein neues Quartier entwickeln“, erklärt Lars Winter. Für das Areal an der Gartenstraße laufen Gespräche mit einem Investor. 60 bis 70 Wohnungen könnten hier im Rahmen des sozialen Wohnungsbaus entstehen. Auch für Menschen, die von Obdachlosigkeit betroffen sind, braucht es eine neue Lösung. Der Verwaltungschef hat hierfür auch ein Grundstück in der Rodomstorstraße ins Spiel gebracht. Gebraucht würden 35 Plätze: „Es geht schneller, als man denkt, dass ganze Familien in die Obdachlosigkeit abrutschen. Denen müssen wir Unterkunft bieten können“, so Winter. Spannungsverhältnisse muss man argumentativ ausfechten“, davon ist er überzeugt.
Kindergärten, Schule, Sport
Zwei Plöner Kindergärten platzen laut Rathauschef Winter „aus allen Nähten“. Deshalb wird für den Appelwarder eine Bauleitplanung vorangetrieben. Das Konzept: Die Stadt baut das Gebäude, beide Kitas ziehen dort als Mietende ein. In beiden Einrichtungen wird es auch U3-Gruppen geben. Ein notwendiges und attraktives Angebot für Familien, die Winter für Plön begeistern möchte. Denn: „Kinder sind Familien, die sind Kaufkraft und das ist Förderung der Innenstadt!“ Auch Sportstätten sind ein Anziehungspunkt. Für einen Sporthallen-Neubau an der Gemeinschaftsschule sollen Fördermittel eingeworben werden. Zudem will Lars Winter, wie er sagt, „als Bürgermeister vorangehen“, wenn es darum geht, für die 19 Mannschaften der Plöner Sportvereine einen Kunstrasenplatz anzulegen. Bislang gibt es zwei Naturrasenplätze, die entsprechend beansprucht werden. Die Frage nach der Umweltverträglichkeit beantwortet Lars Winter prompt: „Die Naturrasenplätze müssen gedüngt werden, die Auswirkungen lassen sich an der Wasserqualität der umliegenden Gewässer messen“, berichtet er.
Klimaschutz und Fahrradstadt
Die schlechte Wasserqualität des Kleinen Plöner Sees war Auslöser für ein besonderes Klimaschutzprojekt. Plön ist eine von neun Kommunen, die mithilfe von Algen Abwasser klären und die dabei freiwerdende Wärme als „Nahwärme“ in die Haushalte bringen wollen. Das geklärte Wasser wird dann zur Sanierung in den See eingeleitet. Das damit verbundene Quartierskonzept Plön Süd-West ist abgeschlossen. Insgesamt bis zu 10 Millionen Euro kann das Projekt kosten und wird mit fast 100 Prozent gefördert. Den politischen Beschluss vorausgesetzt, wird ein entsprechender Förderantrag gestellt werden. Um die Bürger*innen geht es auch beim Klimaschutzwettbewerb, der in 2022 erstmals ausgeschrieben wird. Projekte von Vereinen, Institutionen, Gruppen sollen in diesem Wettstreit mit Preisen belohnt und unterstützt werden. Ebenfalls als Rückenwind für den Klimaschutz ist die Anlage eines Klimaschutzfonds gedacht. Die Idee: Plöner*innen zahlen in den Fonds ein und ein Rat entscheidet jährlich, welches Projekt eine Finanzspritze aus dem Fonds erhält. setzt Lars Winter auf das Fahrrad: „Wir wollen Fahrradstadt werden“, sagt er. Man ist beim Stadtradeln dabei, einmal im Monat steht das Plönradeln auf dem Programm und im letzten Jahr sind 180 Fahrradbügel aufgestellt worden, nur ein Punkt des Radverkehrskonzeptes. Der Weg zwischen dem Schulzentrum und der Innenstadt ist als Fahrradstraße vorgesehen. Lars Winter selbst radelt Tag für Tag ins Büro. Ein Arbeitsweg, den er gern beibehalten möchte. Voraussichtlich am 11. September steht die Bürgermeisterwahl an.