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„Danach ist Schluss“

Kiel/ Wellingdorf (mm). Mehr als tausend Bilder malte Bruno Schmidt, stellte in den vergangenen Jahrzehnten vielfach aus. Einmal noch, am Sonntag, 16. Februar, will er im Vereinsheim des Wassersportverein Ellerbek (Brückenstraße 40) rund dreißig seiner Gemälde, Zeichnungen und Collagen der Öffentlichkeit präsentieren. Es soll das letzte Mal sein. „Wir werden jetzt älter, und es wird einfach zu stressig“, verrät Ehefrau Rose-Marie, die dem Wellingdorfer Künstler stets hilfreich zur Seite steht. Denn der 1937 geborene Künstler besitzt kein Auto. Und keinen Führerschein. „Hab‘ ich nie gebraucht“, lacht Bruno Schmidt. „Man kann doch auch alles mit dem Fahrrad machen“. Außerdem besitze er einen Bootsführerschein. Überhaupt, Boote. „Die haben mich mein Leben lang begleitet“, sagt er. Schon nach dem Krieg habe er mit Freunden Holz aus den Trümmern gezogen und daraus behelfsmäßige Boote gebaut. „Na ja“, räumt er ein, „anfänglich waren das wohl eher schwimmende Untersätze“. Sie wurden stetig größer. „Irgendwas zum schippern hatte ich immer“, meint er. Doch das erste „richtige Boot“ habe er erst Anfang der achtziger Jahre besessen. Mit dem konnte er immerhin bis Dänemark segeln. Das Talent zum Basteln hat er vom Vater geerbt, der ebenfalls Bruno hieß und Konstrukteur war. Genau wie die Vorliebe fürs Malen. „Er hat sehr erfolgreich Bilder gemalt und auch verkauft“, sagt Schmidt anerkennungsvoll über seinen Vater. Auch er selbst habe schon als Kind gern gemalt. Kein Wunder also, dass Schmidt mit 15 Jahren ausgerechnet eine Lehre als Maler macht. Studieren sei kaum möglich gewesen in den Nachkriegsjahren. 1978 kommt Bruno Schmidt als Quereinsteiger in der Druckerei der Oberfinanzdirektion unter. Hier lernt er seine spätere Ehefrau kennen. „Vom Segeln hatte ich überhaupt keine Ahnung“, erzählt Rose-Marie Schmidt frisch. Wohl aber vom Sport. Vor allem vom Laufen. Neben Segeln und Malen ein weiteres Talent auch von Bruno Schmidt. Begeistert laufen sie gemeinsam etliche Marathons, gründen den Ellerbeker Lauftreffverein. Obwohl Rose-Marie Schmidt Auto und Führerschein besitzt, fahren sie 1989 in mehreren Etappen mit dem Fahrrad nach Bad Homburg, rennen im hessischen Hügelland beim 80 Kilometer Ultra-Marathon mit. Unterdessen verleiht Rose-Marie ihrem Mann Flügel, bestärkt ihn zu malen. „Obwohl ich immer schon gerne gemalt habe, ging es erst mit ihr richtig los“, erinnert er sich. Für seine Arbeiten nutzt er verschiedene Techniken, Collagen, Kreide, Acryl, Kugelschreiber. „Was halt grade in der Nähe ist“, sagt er. Öl sei nicht sein Ding. Das wäre zu aufwändig, und dauert länger. Warum er so ansprechende Kunstwerke entstehen, wisse er selbst nicht so genau. „Das liegt einfach in meinem Naturell“, meint Schmidt. Die künstlerischen Fertigkeiten habe er sich selbst angeeignet. Immerhin, räumt er ein, habe er viel „im Gespräch mit anderen Künstlern“ dazugelernt. „Das Herausfordende an der Malerei ist die Idee“, sagt der Wellingdorfer Künstler, „ein leeres Blatt Papier bietet völlige Freiheit“. Stets gehe es darum, Gefühle aufs Papier zu bringen. „Das kann man nicht machen, das muss aus einem herauswachsen“. Gelungen sei ein Bild, wenn man sich darin vertiefen kann und beim Betrachten innere Eindrücke sprudeln. Seine Motive haben meist, doch nicht immer, etwas mit der See zu tun. Daneben finden sich abstrakte Kunstwerke. Sie kommen gut an. Seit Jahrzehnten. Das machen etliche erfolgreiche Ausstellungen an wechselnden Orten deutlich, etwa in der Stadtbücherei Kiel, der Sparkassenakademie Bordesholm, der Landesfinanzschule, oder einem Hamburger Atelier. Mindestens 1000 Bilder habe er gemalt, schätzt Bruno Schmidt. Übrig sind nur noch rund 60. Etwa die Hälfte davon werden in der Ausstellung am 16. Februar zu sehen. Die letzte öffentliche Präsentation soll mit Livemusik gebührend gefeiert werden. Danach wollen Schmidts einen Schlussstrich ziehen. „Weiter malen werde ich natürlich trotzdem, anders kann ich gar nicht“, lacht Bruno Schmidt, „das liegt einfach in meinen Genen“.

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