Heikendorf (mm). „Usedom im Spiegel der Malerei und Grafik (1936 – 1981)“, so der Titel einer Ausstellung, die ab sofort im Künstlermuseum Heikendorf (Teichtor 9) zu sehen ist. Bis Sonntag, 26. Mai werden rund 50 Kunstwerke aus dem Museum Atelier von Otto Niemeyer-Holstein (Lüttenort/ Usedom) präsentiert. „Aus dessen mehr als 700 Objekte umfassenden Sammlung zeigen wir Arbeiten von 24 Künstlern“, sagt Sabine Behrens, Leiterin des Künstlermuseums Heikendorf. Zu betrachten sind Ölgemälde, Grafiken, Aquarelle und Linolschnitte, auf denen Landschaften, Porträts oder Stillleben abgebildet sind. Welche Kunstwerke aus dem umfangreichen Usedomer Fundus an der Förde gezeigt werden, das habe Franka Keil entschieden, die das Museumsatelier in Lüttenort leitet. Behrens ist von dem „bunten und abwechslungsreichen“ Spektrum überzeugt, das Keil zusammengestellt hat. „Die Auswahl spiegelt sehr vielfältig das Leben auf der Insel Usedom wider“, betont sie. Mit der aktuellen Ausstellung arbeite das Künstlermuseum Heikendorf nun bereits zum dritten Mal mit dem Museumsatelier Otto Niemeyer-Holstein zusammen. Mit „euroart“, der Vereinigung europäischer Künstlerkolonien, sei man ohnehin gut vernetzt. Hinzu kommt: „Niemeyer-Holstein war sehr eng mit Heikendorf verbunden“, erläutert Behrens. Denn die Familie Niemeyers hatte eine Villa in Kitzeberg besessen, die jedoch im zweiten Weltkrieg vollständig zerstört worden war. Unterdessen hatte bereits der erste Weltkrieg den 1896 in Kiel geborenen Mann maßgeblich geprägt. „Durch seine Erfahrungen im Militärdienst war er schwer traumatisiert. Als Therapie hat er das Malen entdeckt“, weiß die promovierte Kunsthistorikerin Sabine Behrens. Möglicherweise wegen seiner Liebe zur Heimat mochte er danach nicht bloß „Niemeyer“ heißen, ließ daher seinen Namen ändern in „Niemeyer-Holstein“. Möglicherweise war es aber auch ein Befreiungsschlag aus psychischer Bedrängnis. Denn: „Der Freiheitsgedanke prägte Niemeyer-Holsteins weiteren Lebensweg“, sagt sie. Trotz Bedrängnissen und Zwängen durch das Regime der DDR habe er es geschafft, Lüttenort auf Usedom zu einem Ort freien Denkens zu entwickeln, bei dem auch kritische Auseinandersetzung möglich war. „Irgendwie hat er das hinbekommen, ohne sich verbiegen zum müssen“. Schon seit Mitte der dreißiger Jahre waren in Lüttenort als Künstler mit im Boot Otto Manigk, Herbert Wegehaupt und Karen Schacht. Von Mitte der fünfziger Jahre an gesellten sich weitere hinzu, etwa Rosa Kühn und Vera Kopetz. Kunsthistoriker nannten die Gruppe um Niemeyer-Holstein „Usedomer Malschule“, obwohl sie selbst sich nie so bezeichneten. „Zudem war Niemeyer-Holstein im Laufe seines Lebens mit mehr als zweihundert Künstlern befreundet“, erzählt Behrens. „Mit denen tauschte er Kunstwerke, andere bekam er geschenkt, und er kaufte auch welche“. Bis zu seinem Tod 1984 ist seine Sammlung so auf mehr als 700 Kunstwerke angewachsen. Die Vernissage findet am Sonnabend, 9. März, um 17 Uhr statt. Das Museum hat geöffnet donnerstags bis sonnabends von 14 Uhr bis 17 Uhr und sonntags von 11 Uhr bis 17 Uhr. Der Eintritt kostet 5 Euro (ermäßigt 4 Euro). Weitere Informationen, Termine für Führungen unter Telefon 0431-248093, oder im Internet:
www.kuenstlermuseumheikendorf.eu