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Beim Tag der offenen Tür der Hospizinitiative Eutin: Letzte Wünsche wagen – mit dem Wünschewagen Der Wünschewagen des ASB stellt sich vor

Eutin (ed). Noch einmal ans Meer, die Füße ins Wasser halten. Noch einmal die Lieblingscousine in Süddeutschland besuchen, noch einmal zum HSV oder das Elternhaus sehen. Viele auf den Tod erkrankte Menschen in ihrer letzten Lebensphase haben einen Wunsch, der eigentlich unerfüllbar scheint. Weil sie rundum pflegebedürftig sind, vielleicht im Liegen transportiert werden müssen, weil ihre Familie oder ihre Pflegenden das schlicht nicht leisten können. Und hier kommt der Wünschewagen des ASB ins Spiel. Mit dem Wünschewagen lassen sich, Wortspiel hin oder her, letzte Wünsche wagen. Und zwar fast alle bis auf „ich war noch niemals in New York“ oder einen Kochkurs bei Ottolenghi, aber wirklich nur fast, denn der Wünschewagen macht so viel möglich, wie nur irgend geht: „Das können ganz kleine Wünsche sein“, sagt Birgit Priedemann, die Koordinatorin des Wünschewagens, „wie noch einmal nach Hause. Nach Büsum zum Fischbrötchenessen, das ist ein echter Renner, das wünschen sich ganz viele – oder natürlich ans Meer, Ostsee oder Wetsküste oder auch nach Sylt.“ Nach Sylt nehme die Deutsche Bahn den Wünschewagen kostenlos mit, freut sich Birgit Priedemann, „für uns ist das toll, das spart uns 250 Euro, eine Menge Geld, denn wir finanzieren den Wünschewagen ausschließlich über Spenden.“ Aber es gehen auch Fahrten zur Elphi nach Hamburg oder zum Musical oder zu Konzerten. „Wir konnten allerdings auch schon Fallschirmsprünge möglich machen oder einen Rundflug über Hamburg, und einmal waren wir beim Dreh der Shopping Queen. Der Wünschewagen ist wirklich überall willkommen.“
Wünschewagen gibt es mittlerweile in allen Bundesländern – in Schleswig-Holstein ist er beim ASB in Elmshorn stationiert, strategisch günstig zwischen den Meeren. Seine rund 80 WunscherfüllerInnen kommen aber aus dem Rettungsdienst oder Pflegebereich im ganzen Land und alle arbeiten ehrenamtlich. Mit dem Wünschewagen bringen sie todkranke Menschen in ihrer letzten Lebensphase an die Orte, die sie noch einmal oder schon immer mal sehen wollten – viele von ihnen müssen längst im Liegen transportiert werden, das leistet das Wünschewagen ebenso wie das Fahrzeug selbst optimal ausgestattet ist.
Rund 140 Wunsch-Anfragen habe der Wünschewagen etwa pro Jahr – rund 50 werden dann erfüllt, nicht, weil nicht mehr gingen, sondern weil die WünscherInnen nicht mehr in der Lage sind, transportiert zu werden. „Deswegen freuen wir uns, wenn die Wünsche lieber früher als zu spät angefragt werden“, sagt Birgit Priedemann, „eine Email mit dem Wunsch reicht, wir schicken dann die Unterlagen am gleichen Tag raus und versuchen, den Wunsch so schnell wie möglich zu erfüllen.“
Und den Wünschen setzt letztlich nur der Zustand des Wünschenden Grenzen – er oder sie muss transportfähig sein, aber das ist auch quasi schon alles. „Wir können eigentlich alle Wünsche erfüllen, wenn uns die Erkrankung keinen Strich durch die Rechnung macht“, so Birgit Priedemann, innerhalb Deutschland sei es sowieso kein Problem, ob es „noch einmal die Berge sehen“ ist oder in die alte Heimat, wo auch immer das sein mag. Aber auch Holland oder Dänemark sind möglich, dann ist der Wünschewagen auch mal zwei oder drei Tage lang unterwegs, die Wünschenden immer rundum optimal versorgt.
Das alles ist nur möglich, weil es zum Einen die ehrenamtlichen WunscherfüllerInnen gibt, die dafür ihre Freizeit verwenden, und zum Anderen dank der vielen SpenderInnen, Menschen, die die Arbeit des Wünschewagens großartig finden, oder deren Liebsten der Wünschewagen vielleicht den letzten Wunsch erfüllen konnte. Und je mehr Spender, desto mehr Wünsche können erfüllt werden. Das Spendenkonto ist zu finden unter https://www.asb-sh.de/spenden/asb-wuenschewagen-schleswig-holstein – hier kann direkt gespendet werden, es ist aber auch das Spendenkonto verzeichnet. Und all die Wünsche, die der Wünschewagen bereits erfüllt hat.
Eigentlich soll der Wünschewagen am kommenden Samstag zum Tag der offenen Tür vor der Hospizinitiative Eutin stehen – steht er aber nicht da, ist das ein gutes Zeichen. Denn dann kann die Wünschefahrt, die für diesen Samstag angefragt wurde, stattfinden. Und das Team der Hospizinitiative kann alle Fragen rund um den Wünschewagen ebenfalls ausführlich beantworten.

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