Reporter Eutin

Der reporter hat mit Landwirt Malte Carstens aus Kieckbusch gesprochen

Reporter: Mit welchen Forderungen sind Sie unterwegs?
Carstens: Die Ankündigung der Aufhebung der Befreiung von der KFZ-Steuer und die Kürzung der Steuerrückerstattung beim Diesel für landwirtschaftliche Fahrzeuge hat das Fass für viele endgültig zum Überlaufen gebracht. Wir fordern, dass diese Punkte zurückgenommen werden. Ich persönlich sehe nicht ein, für unsere Maschinen Steuern und Abgaben zu zahlen, die der Straßenunterhaltung dienen, obwohl wir damit die Straßen kaum nutzen. Die Bezeichnung von Kürzungen der Subventionen ist hier auch völlig falsch. Wir zahlen den gleichen Preis für den Diesel wie jeder andere auch und bekommen ein Jahr später einen kleinen Teil der Steuer zurückerstattet. Oder sind eben von der KFZ-Steuer befreit. Grundsätzlich denke ich aber, dass unser Staat ein Ausgabenproblem hat und eine Verwaltung, die immer größer wird und immer mehr Steuern verschlingt und, wie es auf mich manchmal wirkt, unsere Steuergelder in der ganzen Welt und auf Politikerdiäten verteilt und uns Bürger hier dabei vergisst. Wir brauchen dringend einen Bürokratieabbau, um die Verwaltungen zu entlasten und wieder verkleinern zu können. Dann könnte man Steuern senken, statt immer wieder zu erhöhen oder neue Steuern einzuführen.
Welche Konsequenzen haben die geplanten (bereits veränderten) Maßnahmen für Sie?
Die Aufhebung der Steuerrückerstattung beim Dieselkraftstoff würde für meinen Betrieb einen Verlust von etwa 6.000 Euro jährlich ausmachen. Da wir auf unserem Betrieb durch unsere Wirtschaftsweise mit viel Direktsaat und wenig Bodenbearbeitung einen relativ geringen Dieselverbrauch haben, ist dieser Wert in Bezug auf die Größe unseres Betriebes von zirka 340 ha recht gering. Viele konventionell arbeitende Betriebe haben hier einen höheren Verbrauch pro Hektar und somit auch höhere Kosten ergo höhere Rückerstattungen. Die Aufhebung von der Befreiung der KFZ-Steuer würde wahrscheinlich einen größeren Verlust ausmachen und noch mehr Bürokratie bedeuten. Ich kann diesen Punkt nicht konkret in Zahlen fassen, da ich nicht weiß, welche Steuern für unseren Maschinenpark konkret anfallen würden. Bei Saisonmaschinen wie Mähdrescher und Anhängern würde es dazu führen, dass wir entweder für wenige Monate an- und abmelden oder ein Saisonkennzeichen einführen müssten.
Haben Sie persönlich damit gerechnet, dass der Protest diese Größe und gesellschaftliche Breite entwickeln würde?
Damit habe ich tatsächlich nicht gerechnet. Ich war auch sehr positiv überrascht, dass von vielen Passanten positive Zeichen oder Feedback kamen. Viele andere Gewerke wie zum Beispiel Spediteure und Handwerker haben sich den Demonstrationen angeschlossen. Dies zeigt für mich, dass eine große grundlegende Unzufriedenheit auch in anderen Branchen herrscht.
Welches (Vor-) Urteil über Landwirte trifft Sie am meisten?
Man bekommt oft den Eindruck, besonders von Berichten aus Städten, dass Landwirte die Umwelt zerstören oder gar die Menschheit vergiften wollen. Tatsächlich arbeiten Landwirte über Generationen nachhaltig und gehen natürlich sorgsam mit ihrem wichtigstem Gut, der Fruchtbarkeit ihrer Böden, um und setzten Betriebsmittel wie Pflanzenschutz- oder Düngemittel mit Bedacht und nur so viel wie nötig ein.
Interview: Astrid Jabs

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