Die Eutiner Mischpoke bringt „Das Dschungelbuch“ auf die Bühne
Eutin (aj). Probenwoche für die Eutiner Theaterleute – das alte Binchen-Kino verwandelt sich einen vielfarbigen Dschungel. Und das ist ganz wörtlich zu nehmen, steht auf dem Spielplan doch „Das Dschungelbuch“. Es ist das Stück, mit dem sich Regisseur Alexander Grau nach vier Jahren zurückmeldet. Und mit dem Regieführen, das lässt sich sagen, ist es wie mit dem Radfahren: Man verlernt es nicht. Grau hat die Pause gutgetan, auch wenn sie wegen Corona länger ausfiel als geplant: „Es ist, als sei er nie weggewesen“, bescheinigt Darstellerin Bettina Frost dem „Chef“.
Der ist dankbar, das Ensemble ohne Wenn und Aber an seiner Seite zu wissen, denn in diesem Jahr hat er sie mitgenommen in ein echtes Abenteuer. „Das Dschungelbuch“, der Stoff, den die meisten aus der Disney-Bearbeitung kennen, mit jenen Liedern, die zu Hits geworden sind – in Eutin soll er nicht weniger als ein neues Erlebnis eröffnen. Anders formuliert: Die Geschichte ist dieselbe, erzählt wird sie auf eine eigene Weise: „Ich bin niemand, der imitiert“, so Grau selbstbewusst. Im Zen trum seiner Inszenierung steht die gefundene Familie, die Gewissheit: „Egal, wer du bist, hier bist du richtig und gewollt!“ Größte Herausforderung: Wie lässt man die Tiere agieren, um diese Botschaft ins Publikum strahlen zu lassen?
Grau entschied sich für Kostüme, die die Darstellenden in Doppelwesen verwandeln. Obgleich Elefanten und Tiger, Panther und Schlange, Affe und Bär auf den ersten Blick als solche zu erkennen sind, haben sie viel Menschliches, gehen auf zwei Beinen und versuchen trotz einiger charakteristischer Bewegungen nicht, die natürlichen Tiere nachzuahmen. Stars der diesjährigen Aufführung sind zweifellos die Kostümmacherinnen: Angelika Wallbrecht und Dörte Holst haben mit sprühender Fantasie Verwandlungen in Stoff und Draht und Fell erdacht und umgesetzt: „Ohne sie hätte es nicht dieses Stück werden können“, betont Alexander Grau. Zur Inspiration brauchen die zwei übrigens keine Tutorials aus dem Internet: „Man hat ja einen Kopf“, sagt Dörte Holst trocken. Ein besonderer Hingucker ist Bettina Frost als Schlange: „Man kann sich darin gut bewegen“, versichert sie in ihrem aufwendigen Dress.
Seit 21 Jahren ist sie dabei, und die Freude erneuert sich von Jahr zu Jahr. Genau wie das Lampenfieber, das vor allem vor der Solo-Gesangsszene das Herz pochen lässt. Sie übt ihren Song, das darf verraten werden, in der Badewanne – wegen der Akustik. Aber sie weiß sich getragen vom Zusammengehörigkeitsgefühl der Truppe: „Die Chemie stimmt einfach, das ist besonders schön, weil hier unterschiedliche Generationen zusammenkommen“, meint sie. „Mischpoke heißt eben Familie“, pflichtet ihr eine junge Elefantin im Vorübergehen bei. Da ist sie wieder, die Familie, um die Mowgli auf der Bühne kämpft.
Die Titelrolle spielt Sara Milic. Die 23-Jährige hat sich die Figur zu eigen gemacht: „Ich wollte es so anlegen, dass es vertraut genug ist, um sich zurückzulehnen, aber dennoch so einzigartig, dass man gespannt folgen möchte.“ Zu den persönlichen Highlights der Schauspielerin, die schon in der Schule in Musicals aufgetreten ist, gehören die Songs: „Die Lieder vom Thomas Goralczyk sind einfach wunderschön, so berührend“, schwärmt sie. Die Begleitung am Klavier übernimmt Felix Jeck. Trotz Abi-Stress hat er 20 Melodien eingeübt.
In der Probenwoche kommt nun erstmals alles zusammen: Das Bühnenbild, das Licht, die Musik, Maske und Kostüme. Eine Wunderwelt aus Gefühl und Träumereien, für die es exaktes Timing und absolute Teamwork braucht. Das Publikum wird mitfiebern und ein Stückchen Magie mitnehmen aus diesem Dschungel, der eigentlich ein Kino ist. Alle Infos gibt es auf theater-
eutiner-mischpoke.jimdo.com