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Die große Kunst der Miniatur

Eutin (aj). Eine Dschungel-Schachpartie unter Primaten? Passt in ein Hühnerei. Ein Familientreffen auf Wangerooge? Macht sich gut im Gänseei. Und sogar die Eutiner Residenz wird unter den kunstschaffenden Händen von Edda Henschel in die zarte Hülle einer Eierschale eingepasst. 81 Eier-Kunstwerke der Hamburgerin sind in der Ausstellung „Die Welt im Ei“ im Dachgeschoss des Ostholstein-Museums ab Freitag, dem 1. März zu sehen. Bis auf einige Leihgaben aus Privatbesitz hat Edda Henschel im vergangenen Jahr exklusiv zahlreiche Stücke für die Schau in Eutin gefertigt. Natürlich ist es kein Zufall, dass sich Dr. Julia Hümme für das Jahr des 25. Ostereiermarktes für diese Ausstellung zum Frühlingsauftakt entschieden hat: „Das passt perfekt““, freut sich die Museumsleiterin.

Mit österlicher Dekoration für Galerien und Läden hat auch Edda Henschel begonnen und die Eier zunächst von außen verziert. Irgendwann fing die Künstlerin, die an der Fachhochschule für Gestaltung in Hamburg studiert hat, an, die Schale aufzubrechen: „Schon als Kind habe ich die Bücher gern gemocht, in denen Mäuse in Fliegenpilzen wohnten und in denen Wichtelwelten zu sehen waren“, erinnert sie sich. Längst bearbeitet sie die Hühner- und Gänseeier mit professionellen Werkzeugen, sägt und bohrt Öffnungen und Muster, gewährt Einblicke durch winzige Türen und Fenster. Es ist ein Terrain, das sie sich selbst erobert hat und auf dem sie allein wirkt - mit Dioramen in Eiern beschäftigt sich soweit bekannt, niemand sonst auf diesem Niveau. Für Edda Henschel ist es die erste Museumsausstellung. Inspiration für ihre Miniaturwerke findet sie überall: „Zur Sicherheit notiere ich nächtliche Einfälle“, verrät sie. Auch die gestalterischen Mittel können ihr zu jeder Zeit und bei allen Gelegenheiten begegnen: Paprikasamen machen sich gut als Fladenbrote auf der Tafel des Sultans, Teile von Zitronennetzen werden golden gefärbt zu Fenstergittern, auf Spaziergängen werden Hölzer und Schneckenhäuser gesammelt. Im Fachhandel für Modellbau gibt es Figuren wie den Motorradfahrer, den Edda Henschel mit Tempo 70 Richtung Eutin schickt. Und Uhu-Klebstoff verbraucht sie in rauen Mengen. In jedem einzelnen Ei ist eine Fülle von Details zu entdecken, die sich Geschichten verweben und staunen machen: „Kinder haben erfahrungsgemäß besonders viel Geduld beim Schauen“, hat die Kreative beobachtet. Für die junge Besucherschar hat sie dann auch eine kleine Rallye vorbereitet, in der zehn Fragen zu den Eier-Szenarien gestellt werden. An diejenigen, deren Augen nicht mehr so scharf sind, wendet sich ein Angebot der Fielmann-Filiale, die Lesebrillen und Lupen zur Verfügung stellt, damit keine Aufschrift, keine Winzigkeit den Blicken entgeht. Mitbringen sollte man Muße, denn es ist eine Ausstellung, für die man sich Zeit nehmen muss. Wer sich darauf einlässt, dem sind ungewohnte Dimensionen versprochen und der Zugang zu einer fantasievollen Welt - der Welt im Ei eben.
Die Ausstellung läuft vom 1. März bis zum 28. April. Der 25. Ostereiermarkt findet am 23. und 24. März jeweils von 10 bis 17 Uhr statt.


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