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"Ein Platz für das Antependium"

Eutin. Wenn die Freunde des Schlosses Eutin nach einem großen Wunsch gefragt werden, dann ist die Antwort "Ein Platz für das Antependium". Mit diesem Wunsch, einem reichhaltigen Programm an Vorträgen und Veranstaltungen sowie Monika Obieray als neuer Vorsitzenden – und den Wiedergewählten, der stellvertretenden Vorsitzenden Ute Würfel, dem Schatzmeister Detlev Küfe und dem Schriftführer Seorg Schiro – startet der Freundeskreis des Schlosses in die neue Saison. "Das Programm wurde noch vom "alten" Vorstand konzipiert", sagt Monika Obieray, damit wolle sie sich gar nicht schmücken – es sei traditionell eine Mischung aus internen und öffentlichen Veranstaltungen. So wende es sich mit einigen Punkten, Exkursionen und Treffen, nur an die Mitglieder des Freundeskreises (neue sind immer herzlich willkommen). Es trage aber auch mit zahlreiche Veranstaltungen dazu bei, Schloss und Öffentlichkeit einander wieder näher zu bringen – dazu gehört auch, die Facetten der Eutiner Geschichte und der des Schlosses zu beleuchten, die die Vortragenden selbst erforscht haben. So startet das Jahresprogramm am 13. April um 19.30 Uhr in der Alten Küche mit Detlev Küfes Filmvortrag "Good Morning Vietnam". Am 18. Mai wird Dr. Detlev Kraack unter dem Titel "Wohlgeordnete Nachtwachen, eine vorbildliche Armenanstalt und eine skurrile Tischgesellschaft" von den Beobachtungen des Flensburger Kaufmanns Jacob Petersen berichten, dessen Reise nach Hamburg ihn 1809 auch durch Eutin führte und höchst spannende sozialgeschichtliche Fakten damit lieferte. Am 22. Juni 2016 spricht Prof. Dr. Detlef Jena unter dem Titel “Auch in der Ukraine bin eine Waise ich, mein Freund, wie in der Fremde" über die Ukraine - eine europäische Problemregion zwischen Fremdbestimmung und nationalen Mythen Der bekannte Heimatforscher Klaus Petzold wird am 13. Juli ein Thema aufgreifen, das heute wie damals hochaktuell ist: "Flüchtlinge im Schloss Eutin" lautet der Titel seines Vortrages, der ein wichtiges Kapitel der Eutiner Nachkriegszeit beleuchten wird. Gemeinsam mit der Landesbibliothek lädt der Freundeskreis dann am 16. November in der Landesbibliothek zu einem Vortrag von Günter Meyer ein: “Das Lübecker Bistum von 1160-1830 mit der Residenz Eutin”. Und nach den Vorträgen bietet sich immer auch die Gelegenheit, mit den Vortragenden ins Gespräch zu kommen, Fragen zu stellen und noch mehr Spannendes zu erfahren. Das wohl schönste und beliebteste Event wird auch in diesem Jahr wieder den Saisonausklang auf zauberhafte Weise bilden: "Schloss im Kerzenschein" lädt am 30. Oktober mit Tausenden von kerzen, zauberhafter Musik und einer unvergleichlichen Atmosphäre dazu ein, das Schloss von ganz anderer Seite zu entdecken. Leider habe man die Gästezahl aus Sicherheitsgründen noch einmal auf 290 beschränken müssen, teilt Georg Schiro mit – so wird die Veranstaltung wohl noch schneller ausverkauft sein als in den Vorjahren. Auf Konzerte habe man in diesem Jahr verzichtet, da durch die Landesgartenschau bereits ein so reiches Programm an Musikveranstaltungen stattfinde, dass "wir uns in diesem Bereich in diesem Jahr zurückziehen", so Monika Obieray. Erlöse, Spenden und Mitgliedsbeiträge werden von Schatzmeister Detlev Küfe sorgsam verwaltet und so zeitnah wie möglich ausgeschüttet – im vergangenen Jahr habe sich keine Gelegenheit dazu ergeben, berichtet er und schmunzelt, so sei man im Moment sehr liquide. Es sei jedoch eine Bitte der Landschaftsarchitektin Kathrin Franz erfüllt worden. Die Schlossgartenplanerin hatte angefragt, ob der Freundeskreis einspringen könne, wenn die neu gepflanzten Büsche und Bäume nicht angingen und Ersatz beschafft werden müsse. "Und das machen wir natürlich gern", so Minoka Obieray. "Wir freuen uns sehr, dass sie mit dieser Bitte an uns herangetreten ist." Und nach wie vor steht das Antependium im Mittelpunkt der Bemühungen der Schlossfreunde, denn einen Schatz wie diesen Altarbehang aus dem 17. Jahrhundert gibt es kein zweites Mal auf der Welt, soweit die Schlossfreunde wissen. Und er braucht einen Platz im Schloss, den zu finden die Stiftung Schloss im Rahmen der Neuausrichtung zu finden bestrebt ist. Der Altarbehang wurde im Jahr 1641 von einem unbekannten Künstler auf sehr ungewöhnliche Weise geschaffen – so sind die halbplastischen Figuren der Apostel aus durchgekautem Graubrot modelliert. Ein für uns seltsam anmutendes Material, doch durchaus haltbar, wie man sieht. Um auch in der Zukunft von Besuchern bewundert werden zu können, braucht es eine Klimavitrine – vor allem aber den richtigen Platz, denn mit seinen mehr als sechs Metern Länge ist es ein Kleinod, aber keine Kleinigkeit. Ursprünglich naturgemäß in der Kapelle zuhause, wird es dort wohl keinen Platz finden – aber vielleicht im Flur des ersten Obergeschosses, wo es zuletzt ausgestellt worden war. Das Antependium ist bereit dafür, fertig restauriert und dank der soliden Finanzlage könnte auch das Ausstellen komplett von den Schlossfreunden finanziert werden – und sicherlich, so hoffen sie, wird sich bald auch ein Platz für das einzigartige Stück finden, "damit es endlich wieder der Öffentlichkeit zugänglich ist."


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