Reporter Eutin

Eltern begleiten, Familie stärken

Projekt ElternChancen im Kreis Ostholstein berät und unterstützt Eltern mit Kindern im Grundschulalter

Stefanie Dreller vom Familienzentrum in Eutin (hier mit ElternChancenKoordinatorin Karen Hellmann) freut sich, mit dem Projekt ElternChancen nun auch Eltern von Kindern im Grundschulalter Unterstützung und Begleitung anbieten zu können.

Stefanie Dreller vom Familienzentrum in Eutin (hier mit ElternChancenKoordinatorin Karen Hellmann) freut sich, mit dem Projekt ElternChancen nun auch Eltern von Kindern im Grundschulalter Unterstützung und Begleitung anbieten zu können.

Bild: E. Dörrhöfer

Eutin (ed). Der Wechsel von der KiTa in die Grundschule ist nicht nur für die Kinder ein Riesenschritt, auch für die Eltern ist das eine echte Zäsur – und treten dann Probleme auf, sei es in der Schule oder in der Familie, wissen sie oft nicht, wo sie ganz praktische Hilfe und Rat bekommen. Das ändert das Projekt ElternChancen im Kreis Ostholstein – eigentlich ein Bundesprogramm, das im Kreis Ostholstein mit Leben zu füllen sich die Lebenshilfe Ostholstein zusammen mit den Ortsverbänden Eutin und Heiligenhafen des Deutschen Kinderschutzbundes auf die Fahnen geschrieben haben. „Denn während Eltern von kleinen Kindern bis sechs Jahre engmaschige Begleitung und Unterstützung finden“, weiß Karen Hellmann von der Lebenshilfe Ostholstein, die das Projekt koordiniert, „gibt es nach dem Wechsel von der KiTa in die Grundschule kaum niedrigschwellige Unterstützung.“ Niedrigschwellig im Sinne von: Ich mache mir bei einer pädagogisch geschulten, erfahrenen, aber komplett objektiven, quasi unbeteiligten Person einen Termin, schildere mein Problem und bekomme unkompliziert kompetente Unterstützung. Kostenlos und vorurteilsfrei. „Wir haben hier eine Lücke festgestellt, die wir mit den ElternChancen schließen wollen.“ An drei, im Kreis so verteilten Standorten, dass sie von überall aus gut zu erreichen sind, hat sich das Projekt „angedockt“ – im Familienzentrum Heiligenhafen (Ansprechpartnerin ist Ina Servadio, Telefon 0151 22137555), im Gemeindehaus der ev.-luth. Kirchengemeinde in Stockelsdorf (Ansprechpartner ist Sebastian Röhl, Telefon 0175 5898951) und im Familienzentrum Eutin (Ansprechpartnerin Stefanie Dreller, Telefon 0171 1197842) stehen pädagogisch geschulte Fachkräfte als ElternbegleiterInnen bereit, Eltern zu beraten und ganz praktisch zu unterstützen. „Die Eltern bringen ihre Bedarfe mit“, bringt Karen Hellmann es auf den Punkt, „und wir gucken, was wir tun können, um zu unterstützen und die Familie zu stärken.“

 


Für die Eutiner Familien ist besonders schön, dass die Ansprechpartnerin der ElternChancen Stefanie Dreller, eine der beiden Koordinatorinnen der Frühen Hilfen im Familienzentrum des Eutiner Kinderschutzbundes ist. Sie habe jetzt zwei Hüte auf, schmunzelt sie, sei natürlich weiterhin Frühe Hilfen, aber nun auch Elternbegleiterin und sehr froh, dass es dieses Projekt im Kreis gebe. „Auch Eltern von Kindern im Grundschulalter brauchen Stärkung. Egal, ob es Konflikte in der Schule gibt oder Probleme in der Familie, wir unterstützen und begleiten.“ Dabei geht es gar nicht immer um Grundschul-spezifische Probleme sondern einfach darum, dass die Frühen Hilfen nur für Familien mit Kindern bis sechs Jahre ausgelegt sind. Niemand soll sich alleine gelassen fühlen – ob es zum Lehrergespräch geht, ob zuhause etwas im Argen liegt, braucht ein Elternteil oder auch beide einfach Rat und Hilfe, wenden sie sich vertrauensvoll an Stefanie Dreller. Natürlich kann es darum gehen, dass das Kind Probleme in der Schule hat, sich auffällig verhält, die Schule sich meldet oder auch das Kind einfach aus den verschiedensten Gründen nicht in die Schule will – schließlich belastet auch die Coronazeit noch viele Kinder im Grundschulalter, vielleicht weil sie lange Zeiträume zuhause verbracht haben oder ihnen die Klassendynamik fehlt, sie einfach diese Zeit noch mit sich herumtragen. Stefanie Dreller versucht im Gespräch mit den Eltern oder auch der Familie rauszuhorchen, wo das Problem liegt, bereitet das Gespräch mit der Schule mit vor und geht auch gern mit, einfach um die Eltern zu stärken, da zu sein. „Bei einem Lehrergespräch ist es für die Eltern einfach schön, jemanden neben sich zu haben, der weiß, worum es geht, und der auf ihrer Seite ist“, weiß die erfahrene Pädagogin. Genauso kann es sich aber um Probleme zuhause handeln, auf die jemand von außen einfach anders guckt und vielleicht besser Rat, Lösung findet als man selbst, der oder die mittendrin steckt. Jemand, der pädagogisch geschult ist, dem man vertraut, vielleicht schon kennt und mag, der genau hinhört und uneigennützig hilft. Das kann eine Trennung sein, Arbeitslosigkeit, finanzielle Schwierigkeiten, psychische Erkrankungen oder Suchtprobleme eines Elternteils, familiäre Konflikte, die man selbst nicht zu lösen vermag und die belasten – „dann kommen wir auf Wunsch vorbei, sprechen, vermitteln, nähern uns an, um eine Lösung zu finden“, so die Elternbegleiterin, „denn all diese Problematiken belasten die ganze Familie, auch die Kinder – und hier wollen wir helfen und die Familie stärken.“

 


Es geht aber auch anders herum, denn ElternChancen sind auch eine Chance für die Schulen, um Eltern bei Problemen auf diese externe, unkomplizierte, kompetente und kostenfreie Unterstützung aufmerksam zu machen – da, wo die Schulsozialarbeit nicht greift oder zu sehr „Schule“ ist, wo aber Vermittlung, Begleitung und Unterstützung gebraucht wird. „Dann kann Schule die Eltern auf uns hinweisen und wir helfen“, sagt Stefanie Dreller. Meist aber seien es die Eltern, die auf sie zukämen – viele begleitet sie schon seit Jahren mit den Frühen Hilfen, so ist ElternChancen nun die Möglichkeit, auch weiterhin in schwierigen Situationen für sie da sein zu können. Ob in einer familiären Krise, im Kontakt mit der Grundschule oder auch im Konflikt mit dem Jugendamt stehen die ElternbegleiterInnen von ElternChancen Eltern von Kindern im Grundschulalter zur Seite und stärken so die ganze Familie.


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