Es lebe die Schützenkönigin
Bad Malente (cb) Es ist schon eine gute Tradition für Gisela Kniejski und Marianne Sielaff, den Schützenumzug in Malente zu besuchen und zu bestaunen. Beide sind vor etwa 10 Jahren nach Bad Malente gezogen und haben seitdem keine der Veranstaltungen ausgelassen. „Früher war es ja ein Blumencorso. Da waren die Wagen alle sehr schön geschmückt und der schönste wurde prämiert“, erzählt Marianne Sielaff und schwelgt in Erinnerungen. „Und es gab mehr Spielmannszüge, die den Corso mit beschwingter Musik begleiteten“, fügt Gisela Kniejski hinzu. Aber trotzdem waren beide Seniorinnen mit dem diesjährigen Umzug absolut zufrieden. „Es haben doch eine ganze Menge Wagen und Gruppen teilgenommen. Und die haben auch eine ziemlich gute Stimmung verbreitet“; gibt Frau Sielaff ihrer Zufriedenheit Ausdruck.
Was hat den beiden Frauen denn am besten gefallen? „Ein Wagen von Eskildsen war sehr einfallsreich hergerichtet und natürlich der Spielmannszug und die Original Ostholsteiner“, sagt Gisela Kniejski. „Aber auch die Leute vom Timmdorfer Dorfverein waren ja ganz drollig. Und die Kinder mit den kleinen Ponys haben mir gut gefallen“, ergänzt Marianne Sielaff. Beide sind sich einig, sich auch im nächsten Jahr einen Platz in der aller ersten Reihe zu ergattern, um den Umzug 2024 zu bewundern. „Auch, wenn wir dann schon wieder ein Jahr älter geworden sind“, sagen sie unisono lächelnd.
Tatsächlich hat der Vorstand des Schützenvereins 11 Fahnenabordnungen und 17 geschmückte Wagen gezählt. „Mit so einer Beteiligung habe ich wirklich nicht gerechnet. Das ist deutlich mehr als im vergangenen Jahr“, äußert sich der Vorsitzende des Vereins Bernhard Jürgensen überaus freudig und spricht allen Vereinen und Firmen, die den Umzug bereichert haben, seinen Dank aus. „Toll war auch die riesige Anteilnahme der Bevölkerung. Laut Schätzungen der Polizei hatten wir mehr als 5000 Zuschauer. Das zeigt doch, dass das Schützenfest ein fester Bestandteil in Malente ist und es macht auch Mut für die Zukunft“, ist sich Jürgensen sicher.
Der Umzug, der, wie das gesamte Schützenfest, wegen der Baumaßnahmen in der Neversfelder Straße lange auf der Kippe stand, mündete dann in eine lange Partynacht im Vereinsheim. „Wir hatten rund 400 Feiersüchtige, denen vom DJ Rubin ordentlich eingeheizt wurde“, berichtet Tobias Triltsch, der für die Schützen den Thekendienst übernommen hatte, etwas übernächtigt beim Abholen des Königs am Sonntagmorgen. Nachdem Henri Pribbenow zusammen mit seinen Rittern Annette Scheef und Wallda Wagner die Riege der anwesenden Schützenschwestern und -brüder begrüßt hatte, ging es zum Vereinsgelände, um dort die Schießwettbewerbe zu begleiten.
Der Schützenverein Malente von 1925 e.V. hatte im abgelaufenen Regentschaftsjahr mit Henri Pribbenow den jüngsten König aller Zeiten. Nun waren alle sehr gespannt, ob der Verein erneut ein Superlativ schafft, das in der heutigen Zeit wahrlich nicht mehr als solches bezeichnet werden dürfte: Schafft es etwa eine Schützenschwester, das Vogelschießen zu gewinnen?
Am Anfang des Jahres wurde nämlich auf Antrag der Schützenschwester Anke Kempowski die Königsschussordnung geändert, nach der das Schießen um die Königswürde allein den Schützenbrüdern vorbehalten war. Nun heißt es nicht mehr Königs- sondern Majestätenwürde. Nach sage und schreibe 98 Jahren dürfen damit nun auch die Schützenschwestern auf den Vogel schießen. „Die alte Königsschussordnung war wirklich in die Jahre gekommen und nicht mehr zeitgemäß. Sie erhielt nun nicht nur einen neuen Namen, sondern wurde auch inhaltlich aufgefrischt“, berichtet der Schriftführer des Vereins, Christian Schellhorn. Nachdem Lukas Loewe als „Erster Ritter“ und Lara-Schirin Schumann als „Zweiter Ritter“ feststanden, begann das Schießen um die Majestätenwürde. Anke Kempowski wollte es nun im Wettbewerb mit Wibke Wolgast und Tobias Triltsch wissen. Schuss um Schuss wurde von den Dreien abwechselnd auf den 50 Meter entfernten Holzvogel abgegeben. Um 19:52 Uhr war es dann mit dem insgesamt 186. Schuss soweit: Wibke Wolgast hatte das Herz des Königvogels zu Fall gebracht. Die erste Schützenkönigin des Malenter Schützenvereins von 1925 war damit gekürt.
„Ich bin erst seit einem Jahr im Verein und habe heute zum ersten Mal mit einem Gewehr geschossen, sonst bin ich Pistolenschützin“, berichtet die frischgebackene Majestät freudestrahlend. Die 45-jährige Floristin fährt sehr gerne Fahrrad und wohnt mit ihrem Ehemann Andreas in Eutin. Und warum ist sie dann im Malenter Schützenverein? „Na ja, weil wir Frauen hier auch richtig schießen dürfen“, sagt sie augenzwinkernd und äußert den Wunsch, dass durch ihren Erfolg vielleicht noch mehr Frauen für den Schießsport in Malente gewonnen werden können.
Mit dem großen Zapfenstreich zu Ehren der neuen Majestät und ihrem Hofstaat, gespielt vom Lensahner Blasorchester, fand das Schützenfest einen würdevollen Ausklang.