

Eutin (t). Das Thema „häusliche Gewalt“ braucht öffentliche Aufmerksamkeit. Immer noch gehört Gewalt innerhalb der Familie zu den größten Gesundheitsrisiken für Frauen. Der Begriff umfasst alle Formen der physischen, sexuellen, psychischen, sozialen und emotionalen Gewalt, die zwischen Erwachsenen stattfindet. Häusliche Gewalt bleibt oft unbemerkt hinter verschlossenen Türen, wird verschwiegen, vertuscht, ignoriert.
Frauen und Kinder erleiden als Opfer enormes Leid. Aus diesem Grund hat sich das Kooperations- und Interventionsprojekt gegen häusliche Gewalt 1999 gegründet. Bei dem regionalen Runden Tisch des KIK-Netzwerkes in Ostholstein geht es um die Koordination und die Verbesserung von Maßnahmen zum Schutz von Menschen, die von häuslicher Gewalt betroffen sind, aber auch die Strafverfolgung der Täter.
Mit dabei sind Vertreter der Amtsgerichte, der Staatsanwaltschaft, der Gerichtshilfe, der Polizei, des Jugendamtes, des Gesundheitsamtes, die Gleichstellungsbeauftragte des Kreises, Mitarbeiter der Familien-, Migrations- und Frauenberatungsstellen, des Tätertrainings, der Behindertenhilfe und des Frauenhauses Ostholstein. In diesem Jahr wurden vor allem die Neuerungen im Sexualstrafrecht und im Anti- Stalking- Gesetz besprochen und diskutiert. Diese sollen die Möglichkeiten der Strafverfolgung der Täter deutlich verbessern, das „Nein heißt Nein“ wurde damit in unser Strafgesetzbuch aufgenommen und dies mit großer gesellschaftlicher Unterstützung.
Laut KIK-Koordinatorin Julia Dabelstein, bewegt noch ein anderes Thema den Runden Tisch: “Häusliche Gewalt und geflüchtete Frauen braucht unser besonderes Augenmerk. Wir haben in Deutschland umfassende Schutzmaßnahmen. Diese müssen auch für geflüchtete Frauen greifen!“. Maeve Reichel von der Beratungsstelle Frauenberatung und Notruf OH fügt hinzu: „Fehlende Sprachkenntnisse, familiäre Isolation und dadurch schwieriger Zugang zu den Angeboten der Beratungsstellen stehen den Frauen im Weg, sich Hilfe zu holen. Dazu kommen Unsicherheiten bzgl. des Aufenthaltsstatus, der drohende Wohnungsverlust bei einer Trennung vom Partner, sowie innere Barrieren, da die Frauen in ihren Herkunftsländern mit einer anderen Frauenrolle und einem anderem Verständnis von Ehe aufgewachsen sind.“
Zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen am 25. November beteiligt sich das KIK-Netzwerk an verschiedensten Aktionen, wie zum Beispiel der Brötchentütenaktion „Gewalt kommt nicht in die Tüte“, um auf Hilfsangebote aufmerksam zu machen. „Wir wünschen uns, dass auch nachbarschaftliche Unterstützung für von häuslicher Gewalt betroffene Frauen weiter zunimmt und geflüchtete Frauen in ihre neue Möglichkeit, in unserer Gesellschaft eine andere Frauenrolle zu leben, hineinwachsen können“, betont KIK-Koordinatorin Julia Dabelstein.