Kostüme für den „Freischütz“: Ein Bogen von Tradition bis zur Moderne
Eutin (t). Es gibt einiges bei den Eutiner Festspielen, das dieses Jahr mit viel Spannung erwartet wird. Neben der neuen Tribüne gehören die beiden großen Inszenierungen dazu, das erstmals auf dem Spielplan stehende Musical „Jesus Christ Superstar“ und das nach acht Jahren Pause endlich wieder inszenierte Traditionsstück der Festspiele, die Oper „Der Freischütz“. Mit der ersten Aufführung dieses Werkes zum 125. Todestag des in Eutin geborenen Komponisten Carl Maria von Weber begann 1951 die Geschichte der Eutiner Festspiele, in 43 Jahren stand bislang der „Freischütz“ auf dem Spielplan.
Die Inszenierung 2024 hat der international erfolgreiche Starregisseur Anthony Pilavachi übernommen. Während die Besetzungsliste fast fertig ist, steht fest, wer die Kostüme gestalten wird: Carola Stummeyer hat vor ein paar Tagen die Opernscheune besucht und der für den künstlerischen Betrieb zuständigen Geschäftsführerin Anna-Luise Hoffmann ihre Kostümentwürfe präsentiert.
„Es soll noch nicht alles verraten werden, aber so viel lässt sich schon sagen: Die Kostüme der Darsteller im ,Freischütz‘ werden einen Bogen zwischen Tradition und Moderne spannen“, sagt Hoffmann. Das Prinzip entspricht auch der Intention des Regisseurs, wie er in einem Interview mit den Festspielen verriet. Und so ist es auch nicht überraschend, dass Cordula Stummeyer und Anthony Pilavachi schon mehrfach zusammengearbeitet haben.
„Wir haben den ,Freischütz‘ 2008 zusammen in St. Gallen gemacht, und das war eine sehr erfolgreiche Inszenierung“, berichtet Cordula Stummeyer. Pilavachi habe sie gefragt, ob sie auch bei der Aufführung in Eutin die Kostüme entwerfen wolle.
Eigentlich sei sie als Garderobenmeisterin im Berliner Friedrichstadt-Palast ausgelastet, in besonderen Fällen wechsele sie aber auch gerne wieder in die Rolle der Kostümbildnerin. Als Garderobenmeisterin ist sie in dem Berliner Traditionshaus an der Spitze eines 14-köpfigen Teams für die komplette Garderobe der Vorstellungen verantwortlich. Für den Freischütz wird sie im Sommer nach Eutin kommen und bei den Festspielen die von ihr entworfene Garderobe auch betreuen.
Bei aller Freude darauf hegt sie eine Furcht: „Eigentlich hasse ich Freiluftveranstaltungen, zumal ich schon mal erlebt habe, die eine Premiere in Celle wegen Regens abgebrochen werden musste.“ Anthony Pilavachi sei allerdings entschlossen, dem Regen zu trotzen, und das nicht mit Regencapes, sondern mit Regenschirmen für die Darsteller. Die Chance, dass es bei den Aufführungen nicht regnet, ist gar nicht so klein. „Ich bin seit 2014 bei den Festspielen“, sagt Anna-Luise Hoffmann, „und in dieser Zeit ist tatsächlich nur eine einzige Veranstaltung wegen Regens abgebrochen worden.“
Grundsätzlich verbindet die Berlinerin Cordula Stummeyer aber sehr positive Erinnerung mit den Eutiner Festspielen: „Als ich neun Jahre alt war, machten meine Eltern Urlaub in Malente und wir besuchten eine Carmen-Aufführung in Eutin. Das war die erste Opernaufführung, die ich besucht und bis heute in guter Erinnerung habe.“
Die gute Erfahrung hat gewiss ihrer Entscheidung befördert, nach dem Abitur Kostümdesign an der Hamburger Fachhochschule für Gestaltung zu studieren. Nach dem Diplom war sie als Kostümmalerin an der Staatsoper Hamburg und als Kostümassistentin an der Bayerischen Staatsoper München und dem Königlichen Opernhaus Stockholm tätig. Nach ihrer Rückkehr nach Berlin 1995 arbeitete sie als Kostümbildnerin für Oper, Musical und Schauspiel in vielen verschiedenen Häusern, darunter auch fünf Jahre in Dessau.