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Lakeside Resort: „Initiative Kellersee“ fordert ehrlichen Dialog

Malente-Krummsee (aj). Bebauung auf bereits versiegelten Flächen, eine Bauhöhe wie im Altbestand, Schutz der vorhandenen Biotope und eine Betriebsamkeit vergleichbar mit der der ehemaligen Reha-Klinik auf dem Gelände – diese Punkte hat Architekt Hadi Teherani für sein luxuriöses Lakeside Resort auf dem Hängebarghorst-Areal in Krummsee ursprünglich als Rahmen gesetzt. Als „Märchen des Leuchtturmprojektes“ bezeichnen die Aktiven der „Initiative Kellersee“ Ankündigungen wie diese nach intensiver Beschäftigung mit den vorliegenden Planungsunterlagen, die über die Internetseite der Gemeinde im Bürgerinformationssystem zugänglich sind: „Wir haben in den letzten Monaten viel Zeit investiert, um die bislang vorliegende Planung zu ordnen“, erklärte der Krummseer Ingulf Schroeter am vergangenen Donnerstagabend bei einem Infotreffen der Initiative. Etwa 30 Menschen, überwiegend Krummseer*innen, haben sich zusammengefunden, um das geplante Großprojekt mit dem kritischen Blick zu begleiten, den sie aufseiten der Gemeinde vermissen. Die meisten von ihnen waren an diesem Abend anwesend, um den Stand der Dinge aus Sicht der Initiative zu hören und über mögliche Schritte der demokratischen Einflussnahme zu sprechen.
Man sei erstaunt, wie einhellig die Gemeindevertretung das Projekt befürworte, so Schroeter in seiner Einführung. Hauptkritikpunkt der Gruppe ist die Dimension des von der Gemeinde begrüßten Vorzeigeprojektes. Denn nach dem genauen Blick auf das Vorhaben kommt die Initiative zu dem Schluss: „Die Realität der Planung hat nichts damit zu tun, was dem Bauausschuss einmal vorgestellt wurde!“ Zudem nimmt die Gruppe eine Leerstelle dort wahr, wo eigentlich ein reger Dialog angezeigt wäre: „Die Website der Gemeinde ist der einzige Kanal, auf dem Informationen kommuniziert werden“, erläuterte Björn Sonnenberg, der ebenfalls zum inneren Kern der Runde gehört. Man habe das Gespräch mit dem Dorfvorstand gesucht, Anfragen an die Verantwortlichen in der Gemeinde gestellt. Die geschilderte Resonanz lässt sich mit einem freundlichen Schulterzucken beschreiben: Es gebe nichts Neues und demnach nichts zu besprechen, sei eine Antwort gewesen.
„Kein Wutbürgerportal – Austausch und Korrektur erwünscht“
Um Informationen zum Lakeside Resort so transparent wie möglich zugänglich zu machen, hat die „Initiative Kellersee“ eine eigene Internetseite aufgelegt. Der Name www.lakeside-dialog.de soll Programm sein, Feedback ist ausdrücklich erwünscht: „Und wenn jemand fehlerhafte Zahlen und Daten findet, korrigieren wir das gern“, das zu erwähnen, ist Björn Sonnenberg wichtig: „Dies ist kein Wutbürgerportal!“ Gemeinsam mit Ingulf Schroeter präsentierte er die Website den Mitstreiter*innen.
Die zentrale Frage lautet „Lakeside Resort – Was bedeutet das für Krummsee und Umgebung?“. Anders als ursprünglich angekündigt würde die versiegelte Fläche um 125 Prozent anwachsen, für die LVA-Klinik werden 9877 Quadratmeter genannt, für das Resort laut Planung 22.246 Quadratmeter. Lag die Gebäudehöhe der LVA-Klinik bei 21 Meter, stehen für das Hotel samt Skybar 26 Meter im Plan. Das geschätzte Tagesmaximum des Publikumsverkehrs liegt laut Initiative bei 2000 Besucher*innen, in Krummsee sind 415 Menschen zu Hause. „Wir kriegen etwas in der Größe des Kolosseums in Rom“, so Sonnenberg. Man habe vonseiten des Investors immer den Bezug auf die ehemalige Klinik als Narrativ benutzt. Angesichts der geplanten Größenordnung sei dies hinfällig. Allein die Betriebsamkeit werden um das Vier- bis Achtfache zunehmen. Auch der versprochene Schutz der Biotope werde nicht eingehalten, so Sonnenberg in der Präsentation. Circa 50 Prozent schützenswerter Natur gingen verloren, dazu komme der Eingriff in den Kellersee und laut Berechnungen der Initiative Waldrodung in einer Größenordnung von 25 Prozent: „Diese Effekte müssten durch den Bürgermeister und den Dorfvorstand aufgenommen werden“, fordern die Aktiven. Sie vermissen einen offenen Austausch über Fragen nach der Infrastruktur wie zum Beispiel der Kläranlage. Im Gespräch innerhalb der Gruppe werden weitere Fragezeichen offensichtlich. Wo will man die Arbeitskräfte finden, wo sollen sie wohnen? Was ist mit Parkplätzen, mit der Anbindung des Öffentlichen Personennahverkehrs, was mit Selfie-Tourismus? Hat die Gemeinde Vor- und Nachteile ehrlich abgewogen? Und was, wenn doch nicht alles läuft wie gewünscht und versprochen: Wie regelt die Gemeinde eine Insolvenz von Investor oder Betreiber? „Am Ende haben wir dort möglicherweise eine viermal so große Ruine“, lautet eine Befürchtung und sie ist verbunden mit einer Erwartungshaltung: „Das möchten wir berücksichtigt sehen!“ Dass dies bereits von der Gemeinde bearbeitet wird, wird übrigens nicht grundsätzlich bestritten: „Vielleicht tun sie es, dann sollten sie darüber informieren“, meint Sonnenberg mit Nachdruck.
Unterschriftensammlung für eine Einwohnerversammlung
Womit man wieder bei der wesentlichen Forderung nach mehr Kommunikation angekommen ist. Diese mit Druck anzuschieben, hat sich die Initiative auf die Fahnen geschrieben. Gespräche mit Kommunalaufsicht hätten offenbart, dass ein Bürgerbegehren aus juristischen Gründen nicht mehr möglich sei. Mit der Annahme des Aufstellungsbeschlusses am 6. Juni hat die Gemeindevertretung einen weiteren Schritt vollzogen. Was also kann die Initiative konkret tun, um das Projekt in ihrem Sinne zu beeinflussen? „Wir können Druck aufbauen, damit es einen Dialog gibt“, sagt Ingulf Schroeter. Schriftliche Stellungsnahmen zum B-Plan seien ein Mittel, zudem will man die Parteien einladen. Und es läuft die Planung für eine gewichtige Unterschriftensammlung: 527 Stimmen braucht es für die Durchführung einer Einwohnerversammlung. Dort könnten dann all die Punkte angesprochen, auf die man sich bislang aus Sicht der Initiative selbst die Antworten geben muss.
Unabhängig von der Haltung zum Lakeside Resort dürfte eine solche Gelegenheit zum Dialog und zum konstruktiven Streit im Interesse aller sein. Denn natürlich gibt es auch in Krummsee viele, die dem Resort offen oder zumindest nicht ablehnend gegenüberstehen: „Es gibt diejenigen, die sagen: Alles ist besser als jetzt! Für andere ist es kein wirkliches Thema. Und in den Gesprächen erlebe ich auch, dass viele unaufgeklärt sind“, antwortet Björn Sonnenberg auf die Frage nach der Stimmung im Dorf. Und dann seien da noch diejenigen, die denken „Das wird doch sowieso nichts!“, ergänzt ein Teilnehmer in der Runde. Die „Initiative Kellersee“ will sich damit nicht zufriedengeben, sondern aktiv werden für „eine grundlegende Überarbeitung des Bauentwurfs mit dem Ziel eines in jeder Hinsicht kleineren und weniger riskanten Eingriffs in die sozioökonomischen und ökologischen Gegebenheiten der Holsteinischen Schweiz“, wie es auf der Internetseite heißt. Auf der Zusammenkunft fand Björn Sonnenberg dafür griffige Worte: „Wenn man den Altbestand respektieren und reaktivieren würde, wären alle glücklich!“

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