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„Wir brauchen diese Hilfe noch dringender als sonst“

Bild: E. Dörrhöfer

Eutin (ed). In diesen Zeiten merkt jeder, dass das Leben immer teurer wird – ob im Portemonnaie nach dem Wocheneinkauf, beim Blick auf die Heizkosten, das Benzin, alles wird teurer, und ein Ende ist nicht abzusehen. Wie sehr das die Familien spüren, die finanziell ohnehin nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen, das weiß der Eutiner Kinderschutzbund nur zu gut. Umso mehr freuen sich dessen Vorsitzende Heidi Feilke und die MitarbeiterInnen des breit aufgestellten Vereins für Kinder und Familien Jahr für Jahr über die Hilfe, die sie von den famila-KundInnen erhalten: Eine ganze Kiste mit Gutscheinen für das Eutiner Warenhaus, die immer dann zum Einsatz kommen, wenn eine der Familien in eine finanzielle Notsituation gerät.
Immer in der Vorweihnachtszeit sucht die Weihnachtsbaum-Familie Voß in Zarnekau einen besonders schönen Weihnachtsbaum aus und stellt ihn im Eingangsbereich des Eutiner famila-Warenhauses auf – geschmückt wird er dann er liebevoll vom famila-Team, mit Weihnachtskugeln natürlich, vor allem aber mit vielen, vielen famila-Gutscheinen. Die wiederum hängen nicht lang an den Zweigen, denn die famila-KundInnen helfen gern: Sie hängen die Gutscheine ab, lassen sie mit einem beliebigen Betrag aufladen, bezahlen sie und geben sie am Info-Center wieder ab, wo sie gesammelt und nach Weihnachten an den Kinderschutzbund übergeben werden.


Hier kommen sie in die Schubladen für Notfälle, in die Familien der pädagogischen Familienhilfe und des Familienzentrums des Kinderschutzbundes ab und an geraten. „Wir brauchen diese Hilfe in diesem Jahr noch dringender als sonst, denn die Bitten um Hilfe werden mehr“, sagt Heidi Feilke, „wir sind immer ganz gut mit den Gutscheinen übers Jahr gekommen, aber für den Dezember haben wir nur noch einen über 15 Euro, das macht und Sorgen.“ Diese Sorgen nimmt Heinrich Evers, der Leiter des famila-Warenhauses, ihr sofort: „Da springen wir gern ein, sagen Sie, wenn Sie Gutscheine brauchen, die stellen wir aus.“


Die Bitten um Hilfe werden nicht nur häufiger, sie verändern sich auch – während es bisher mal kleine Notfälle waren wie der Kulturbeutel für die Klassenfahrt oder Kinder-Turnschuhe für den Sport, oder ein kleiner Einkauf, um bis ans Monatsende zu überbrücken, ist jetzt deutlich zu spüren, dass das Geld komplett für Energie- und Lebenshaltungskosten gebraucht wird. „Und dann fehlt es für die Lebensmittel oder die Babypflege“, weiß Heidi Feilke, „wir sehen die Not auch an unserer Kinder-Tauschbörse im Familienzentrum, kaum ist neue Kleidung da, ist sie auch schon wieder weg, weil den Familien an allen Ecken und Enden das Geld fehlt.“ Umso wertvoller ist die Unterstützung, die dieser Gutschein-Weihnachtsbaum darstellt – und eine echte Gemeinschaftsaktion ist, angefangen bei Familie Voß, die den Baum spendet, über das famila-Team, das den Platz und die Zeit zur Verfügung stellt, bis zu den KundInnen, die die Gutscheine aufladen lassen und damit Sorgen nehmen, die viele von uns glücklicherweise nicht kennen.
„Wir hoffen sehr, dass der Baum wieder gut angenommen wird“, so Heidi Feilke, „denn er ist oftmals die Rettung in Notfällen, wir wissen aber auch, dass das Geld nicht mehr so locker sitzen kann.“ Die Erfahrung macht auch das famila-Team gerade: „Wir merken es, dass unsere Kunden aufs Geld achten“, sagt Heinrich Evers, „unser günstiges Jeden Tag-Sortiment wird immer mehr angenommen, genauso wie unsere Angebote.“ Aber eben das ist auch das Gute an famila – hier gibt es nicht nur schlichtweg alles von den Lebensmitteln über Kleidung und Schuhen bis zu Pflegeprodukten, es gibt alles auch als günstiges Segment und eine Menge toller Angebote, die das Leben ein bisschen leichter machen.


„Das ist ganz klar meine Lieblingshilfe“, sagt Stefanie Dreller, Koordinatorin im Familienzentrum des Kinderschutzbundes, „weil sie ganz direkt und sofort hilft. jemand steht verzweifelt vor mir und weiß nicht, wie er die nächste Packung Windeln bezahlen soll.“ Weil das Kindergeld noch nicht da, weil der Status unklar ist oder weil das Jobcenter noch nicht gezahlt hat. „Dann kann ich in die Schublade greifen und gebe ihm einen der Gutscheine, der über die Krise hinweg hilft.“ Und weil es eben die kleinen Hilfen sind, die diese Gutscheine leisten, bittet der Kinderschutzbund alle die darum, die eine größere Summe spenden wollen, sie auf mehrere Gutscheine über 10, 15 oder 20 Euro aufzuteilen.


Aber ganz egal, ob kleine oder größere Summe, jeder einzelne Gutschein lindern eine Krise und macht harte Zeiten ein bisschen leichter. Es sei ganz klar, dass in diesen Zeiten kaum jemand Geld über hat, wissen alle Beteiligten, umso herzlicher ist der Dank für jeden Gutschein.


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