Reporter Eutin

„Wir brauchen eine Lösung für das JKK-Problem!“

Kesdorf (sh). Samstagmorgen. Die Sonne scheint. Man hört Kühe zufrieden auf ihrer Weide muhen. Kesdorf zeigt sich von seiner schönsten Seite. Am Hof von Dorfvorsteherin Katharina Metz stehen rund 15 Kesdorfer zusammen, um für ein bestimmtes Thema zu sensibilisieren. Es geht ums Jakobskreuzkraut. Die Pflanze blüht seit Mitte Juni leuchtend gelb, erinnert von der Blüte her an die Margerite – und ist giftig.
„Wir sind besorgte Bürger, Pferdebesitzer, Tierfreunde und Naturfreunde“, stellen sich die anwesenden Kesdorfer vor. „Das Jakobskreuzkraut ist giftig – und es ist sehr robust und verbreitet sich stark.“ Auf Weiden, Koppeln, an Straßen, Wegen, Feldern, Seen, an Knicks – es gibt kaum einen Platz in der Natur, an dem das Kraut nicht vertreten ist. In Kesdorf ist man besorgt, dass das giftige Kraut andere Pflanzen zurückdrängt, die Pflanzenvielfalt reduziert – und mehr noch: dass sich Haus- und Nutztiere wie Pferde, Kühe und Schafe oder auch Wildtiere daran vergiften könnten.
Auch wenn die Tiere auf der Weide das Jakobskreuzkraut scheinbar als Giftpflanze erkennen und nicht fressen, bleibt die Befürchtung, dass die Tiere das Jakobskreuzkraut im Heu später nicht erkennen und dann doch mitfressen. Im getrockneten Zustand verliert das Kraut seinen bitteren warnenden Geschmack.
Über das Jakobskreuzkraut wurde schon viel geschrieben und diskutiert: Gefährdet es wirklich die Weidetiere? Was ist mit der Weidemilch? Sind darin Giftstoffe zu finden? Ist sogar der Honig im Sommer mit Giftstoffen der Blüten belastet? Ist dadurch auch der Mensch gefährdet?
Seit einiger Zeit hört und liest man immer wenig vom Jakobskreuzkraut – doch es vermehrt sich unübersehbar. Das fällt sogar Laien auf, die mit offenen Augen durch die Natur gehen. Die Kesdorfer wollen nicht länger zuschauen – sondern „selbst aktiv sein und das Jakobskreuzkraut stoppen“.
Mit Mistgabeln, Spaten, Mülltüten und Handschuhen geht es los. An öffentlichen Wegen und an Knicks graben die besorgten Bürger das Jakobskreuzkraut aus. Zum Beispiel wird entlang einer Kuhweide gearbeitet. Die Tiere hinterm Zaun laufen neugierig mit. Sie scheinen sich über die Aktion zu freuen.
Der Gemeinschaftssinn ist beeindruckend. Hier packen alle tatkräftig an. „Jeder macht einen Sack voll!“, lautet das Motto. Das Kraut wird vorsichtig in Müllsäcke gepackt, die auf einem Traktor gesammelt werden. Später werden die Pflanzen zum Bauhof gebracht und fachmännisch verbrannt. Denn auf den Kompost gehört das resistente Kraut nicht. Es könnte sich von da aus weiterhin vermehren.
Das Jakobskreuzkraut hat übrigens einen natürlichen Feind: Die Blutbär-Raupe hat die Pflanze zum Fressen gern. Sollte so eine Raupe auf einer der Pflanzen sitzen, wird sie selbstverständlich stehen gelassen. Aber: Kann eine Raupenart die Pflanze im Zaum halten? Und sind eigentlich auch Vögel gefährdet, die diese Raupen fressen?
Katharina Mentz über die Aktion: „Wir wünschen uns, dass die Naturschutz-Verbände über das Jakobskreuzkraut diskutiert und darauf reagiert. Wir als Tier- und Naturfreunde wünschen uns eine sinnvolle, nachvollziehbare Lösung.“


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