

Eutin. Der große
Tisch, der in Karola Buthmanns Büro steht und eigentlich für Besprechungen
gedacht ist, biegt sich unter einer riesengroßen Menge an Lebensmitteln. Reis,
Nudeln, Obst, Mehl und Zucker, Marmelade, Tomatensoße und vieles mehr ist hier
gestapelt. "Das haben unsere Kinder in nur einer Woche von zuhause mitgebracht",
sagt die Leiterin der KiTa Wirbelwind in Hassendorf stolz. Ein kleines Schild
weist darauf hin, für wen all das gedacht ist: Lebensmittel für die Eutiner
Tafel. Gesammelt und geschenkt von den Familien des Kindergartens Wirbelwind.
"Wir teilen, was wir haben." Teilen ist im
Hassendorfer Kindergarten ganz normal – schließlich frühstücken die Lütten
gemeinsam und teilen dabei die ganzen leckeren Sachen, die sie oft selbst
zubereitet haben. Und auch das Mittagessen wird geteilt, klar – oder wenn Zoe
Smarties mitbringt, dann gibt sie natürlich allen etwas davon ab. Aber wie ist
das mit den Leuten, die so gar nichts haben? Woher sollen die was zu essen
bekommen, wenn wir, die wir genug haben, nicht mit ihnen teilen? Die wohl
bekannteste Geschichte vom Teilen ist die des Heiligen Sankt Martin, der all
seine Habe und zuletzt noch seinen Mantel mit den Armen teilte. "Natürlich
beschäftigen wir uns jedes Jahr um diese Zeit ganz besonders mit dem Teilen und
der Martins-Geschichte", erzählt Karola Buthmann, "aber in diesem Jahr, in dem
so viele Menschen mehr bei uns ankommen, die so gar nichts haben, ganz
besonders." Zusammen lasen die Kinder mit ihren Erzieherinnen "Maxis Geschichte
vom Teilen", die Geschichte eines kleinen Mädchens, das Teilen eigentlich total
doof findet. Als es aber selber mal auf einem Kindergartenausflug sein Essen
vergessen hat und alle ihre leckeren Sachen zusammenlegen, damit alle von allem
essen können, merkt es, dass Teilen gar nicht so schwer und außerdem ganz schön
toll sein kann. Und weil das auch die Hassendorfer Kinder wissen, sagte ihre
KiTa-Leiterin: "Fragt doch mal zuhause, ob wir alle genug haben, um es teilen zu
können. Und am nächsten Tag schon lagen die ersten drei Sachen auf dem Tisch",
strahlt Karola Buthmann, "und das gerade von den Familien, die am wenigsten
haben." All das, was die Familien gespendet haben, wird nun der Eutiner Tafel
übergeben: Haltbare Lebensmittel wie Nudeln und Reis, Knäckebrot und H-Milch,
Babynahrung, weil die Eltern gehört haben, dass das bei der Tafel Mangelware ist
– immer mehr Familien müssen versorgt werden. Aber auch Kekse, Lebkuchen und
bunte Naschis sind dabei – "weil die Leute, die gar nichts haben", sagt
Mia-Aileen, "auch mal so leckere Sachen haben sollen." Teilen findet sie super,
erklärt sie fest, und Finja, Finley und Zoe stimmen ihr da zu. "Vor allem mit
den armen Menschen, die sonst nichts haben, nicht mal was zu essen. Die kriegen
jetzt was von uns."
Hier wird den
Lütten ganz einfach und spielerisch nahegebracht, dass Teilen nichts Schlimmes
ist, weil am Ende für den, der teilt, noch genug überbleibt – und der, der etwas
abbekommt, freut sich, dass er überhaupt etwas hat. "Für uns hier im
Kindergarten ist das Teilen zur Normalität geworden", sagt Karola Buthmann ganz
selbstverständlich, "und besonders schön ist es, dass auch die Familien unserer
Kinder mitmachen und dahinterstehen."
Ums Teilen und um den Heiligen Sankt Martin geht es auch im Gottesdienst am Martinstag, dem 11. November um 17.30 Uhr in der Bosauer Kirche, den der Kindergarten Wirbelwind in diesem Jahr gestaltet. Dazu sind alle herzlich eingeladen – und natürlich auch zu dem großen Laternenumzug, der im Anschluss daran durchs Dorf ziehen wird.