Simon Krüger

Wir teilen, was wir haben

Hassendorfer Kindergarten Wirbelwind beschenkt die Eutiner Tafel zur Martinszeit Hassendorf (ed).

Hassendorfer Kindergarten Wirbelwind beschenkt die Eutiner Tafel zur Martinszeit Hassendorf (ed).

Eutin. Der große Tisch, der in Karola Buthmanns Büro steht und eigentlich für Besprechungen gedacht ist, biegt sich unter einer riesengroßen Menge an Lebensmitteln. Reis, Nudeln, Obst, Mehl und Zucker, Marmelade, Tomatensoße und vieles mehr ist hier gestapelt. "Das haben unsere Kinder in nur einer Woche von zuhause mitgebracht", sagt die Leiterin der KiTa Wirbelwind in Hassendorf stolz. Ein kleines Schild weist darauf hin, für wen all das gedacht ist: Lebensmittel für die Eutiner Tafel. Gesammelt und geschenkt von den Familien des Kindergartens Wirbelwind. "Wir teilen, was wir haben." Teilen ist im Hassendorfer Kindergarten ganz normal – schließlich frühstücken die Lütten gemeinsam und teilen dabei die ganzen leckeren Sachen, die sie oft selbst zubereitet haben. Und auch das Mittagessen wird geteilt, klar – oder wenn Zoe Smarties mitbringt, dann gibt sie natürlich allen etwas davon ab. Aber wie ist das mit den Leuten, die so gar nichts haben? Woher sollen die was zu essen bekommen, wenn wir, die wir genug haben, nicht mit ihnen teilen? Die wohl bekannteste Geschichte vom Teilen ist die des Heiligen Sankt Martin, der all seine Habe und zuletzt noch seinen Mantel mit den Armen teilte. "Natürlich beschäftigen wir uns jedes Jahr um diese Zeit ganz besonders mit dem Teilen und der Martins-Geschichte", erzählt Karola Buthmann, "aber in diesem Jahr, in dem so viele Menschen mehr bei uns ankommen, die so gar nichts haben, ganz besonders." Zusammen lasen die Kinder mit ihren Erzieherinnen "Maxis Geschichte vom Teilen", die Geschichte eines kleinen Mädchens, das Teilen eigentlich total doof findet. Als es aber selber mal auf einem Kindergartenausflug sein Essen vergessen hat und alle ihre leckeren Sachen zusammenlegen, damit alle von allem essen können, merkt es, dass Teilen gar nicht so schwer und außerdem ganz schön toll sein kann. Und weil das auch die Hassendorfer Kinder wissen, sagte ihre KiTa-Leiterin: "Fragt doch mal zuhause, ob wir alle genug haben, um es teilen zu können. Und am nächsten Tag schon lagen die ersten drei Sachen auf dem Tisch", strahlt Karola Buthmann, "und das gerade von den Familien, die am wenigsten haben." All das, was die Familien gespendet haben, wird nun der Eutiner Tafel übergeben: Haltbare Lebensmittel wie Nudeln und Reis, Knäckebrot und H-Milch, Babynahrung, weil die Eltern gehört haben, dass das bei der Tafel Mangelware ist – immer mehr Familien müssen versorgt werden. Aber auch Kekse, Lebkuchen und bunte Naschis sind dabei – "weil die Leute, die gar nichts haben", sagt Mia-Aileen, "auch mal so leckere Sachen haben sollen." Teilen findet sie super, erklärt sie fest, und Finja, Finley und Zoe stimmen ihr da zu. "Vor allem mit den armen Menschen, die sonst nichts haben, nicht mal was zu essen. Die kriegen jetzt was von uns."

Hier wird den Lütten ganz einfach und spielerisch nahegebracht, dass Teilen nichts Schlimmes ist, weil am Ende für den, der teilt, noch genug überbleibt – und der, der etwas abbekommt, freut sich, dass er überhaupt etwas hat. "Für uns hier im Kindergarten ist das Teilen zur Normalität geworden", sagt Karola Buthmann ganz selbstverständlich, "und besonders schön ist es, dass auch die Familien unserer Kinder mitmachen und dahinterstehen."

Ums Teilen und um den Heiligen Sankt Martin geht es auch im Gottesdienst am Martinstag, dem 11. November um 17.30 Uhr in der Bosauer Kirche, den der Kindergarten Wirbelwind in diesem Jahr gestaltet. Dazu sind alle herzlich eingeladen – und natürlich auch zu dem großen Laternenumzug, der im Anschluss daran durchs Dorf ziehen wird.


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