

Eutin. Anfang Februar werden in das Hotel „Der Redderkrug“ am großen Eutiner See die ersten Asylbewerber einziehen. Für die nächsten fünf Jahre hat die Stadt Eutin das Hotel gemietet. Bis zu 60 Flüchtlingen soll „Der Redderkrug“ ein Zuhause sein, während sie auf die Bearbeitung ihrer Asylanträge warten. 367 Flüchtlinge hat die Stadt für dieses Jahr zugeteilt bekommen. Auch wenn die Lage drei Kilometer außerhalb der Stadt nicht ideal ist, freute sich Bürgermeister Klaus-Dieter Schulz. Die Stadt sei ständig händeringend auf der Suche nach neuen Unterkünften für die ihr zugeteilten Asylbewerber. Und Hotelier Andreas Maaßen ist nun erst einmal von den wirtschaftlichen Unsicherheiten befreit, die ein kleinerer Hotelbetrieb mit sich bringt. Alles andere als zufrieden sind jedoch die Anwohner des Redderkrugs. Bei der Anwohnerversammlung am vergangenen Mittwoch wollte Bürgermeister Klaus-Dieter Schulz gemeinsam mit Ordnungsamtsleiterin Julia Lunau und Flüchtlingskoordinatorin Sophia Schutte aufklären und Ängste abbauen. Leicht wurde es den Verantwortlichen der Stadt allerdings nicht gemacht. Häufig wurden die Ausführungen der Verwaltungsvertreter durch Angriffe und hämische Kommentare der Wortführer unterbrochen. Gleich zu Anfang kam die Beschwerde auf, man werde vor vollendete Tatsachen gestellt. „Wir stehen unter enormen Druck“, stellte Schulz klar, „es war gar keine Frage, ob wir den Redderkrug mieten oder nicht.“ Für besonderen Ärger sorgte die Anzahl der neuen Nachbarn. „Wir sind hier 20 Anwohner, wieso müssen dann sechzig Flüchtlinge hierhin kommen?“ Das sei ja auch für die Integration nicht zuträglich. Doch recht schnell wurde deutlich, worum es eigentlich ging. Dabei kamen zahlreiche Ressentiments zum Tragen. Was denn für Maßnahmen geplant sind, damit man den Wanderweg auch noch benutzen könne, wenn dort Flüchtlinge seien, wollte ein Herr wissen. Ein anderer hatte Angst, dass die Flüchtlinge den Wert der „teuren Häuser“ in der „Gegend für Privilegierte“ mindern werden und Schäden verursachen. Viele befürchteten Übergriffe. „Nachdem die „Maulsperre“ in Köln nicht funktioniert habe, wisse man ja, wozu die fähig sind“, so einer der Wortführer. Den Einwand der Flüchtlingskoordinatorin Schutte, dass bisher eine sehr gute Stimmung herrsche und es keine Übergriffe gegeben habe, ließ er nicht gelten: „Meine eigenen Recherchen haben anderes ergeben. Wir wissen ja gar nicht, was hierher kommt.“ Mit Familien habe man gar kein Problem, aber alleinstehende Männer seien nicht erwünscht. Schon fast absurde Formen nahmen die Vorurteile an, als eine Frau fragte, wie denn die Versorgung der Asylbewerber geregelt sei. Man höre ja, dass die Flüchtlinge oft das Mobiliar zerschlügen, um ein offenes Feuer zum Kochen zu machen, „da die das aus ihrer Heimat so gewohnt sind“. Für einen kleinen Schock sorgte Schutte, als sie die beiden Syrer zu sich nach vorne bat, die bis dahin in der ersten Reihe gesessen hatten. Osama erzählte, dass er eine gut bezahlte Anstellung als Kardiologe in einem der renommiertesten Krankenhäuser in Damaskus hatte. Er wollte nicht fliehen, irgendwann müssten aber alle Männer entweder für den Staat oder den IS kämpfen. Das wollte er nicht. Als einer der Wortführer erfuhr, dass Osama die gefährliche Flucht allein gemacht hat und seine Familie noch in Damaskus ist, ging er ihn scharf an: „Ich würde meine Familie niemals zurücklassen.“ Doch letztendlich sorgten die Worte und das Auftreten der beiden Syrer für eine friedlichere Atmosphäre fern des bis dahin vorherrschenden Stammtischniveaus. Man konnte sich schließlich einigen, dass regelmäßig Kennenlern-Treffen zwischen den Anwohner und Asylbewerbern stattfinden sollen. Vielleicht konnte auch das ein oder andere Vorurteil ausgeräumt werden. So erklärte Flüchtlingskoordinatorin Schutte beispielsweise, dass die Asylbewerber keinesfalls den ganzen Tag nur „rumgammeln“: „Den halben Tag lang sind die Bewerber in unseren Sprach- und Integrationskursen, hier können wir sie betreuen und Probleme ausräumen. Die Kinder gehen in die Schule.“