

Bad Malente-Gremsmühlen (aj). Es ist tatsächlich das Stückchen heile Welt, das man derzeit so gut brauchen kann: Mittwochnachmittag, 14 Uhr im AWO-Bürgerhaus. Es duftet nach Kaffee, der Kuchen ist frisch, an den Tischen wird rege geplaudert: „So ist das hier immer mittwochs“, sagt Erika Ens und schaut zufrieden in die Runde: Am Nachbartisch werden die Rummicubsteinchen ausgelegt, ein Stückchen weiter ist „18, 20, zwo“ zu hören und beim Rommé-Trio prüft Gundel Gerson, ob sie einen Joker ergattern kann. Sie gehört zu den treuen Spielerinnen, für die der Mittwoch als Spieltetag einen festen Platz im Kalender hat.
Daran hat auch ihr Umzug nach Eutin vor einiger Zeit nichts geändert: „Es ist schön, unter Leuten zu sein. Man hat etwas vor und kann sich unterhalten“, sagt die 95jährige und führt ganz nebenbei ihren Spielzug aus. Dass der Spaß am Spielen keine Frage des Alters ist, lässt sich auch beobachten, wenn Gisela Koch die Rummicub-Steinchen mischt: Das nämlich erledigt die 94jährige grundsätzlich im Stehen: „Und am Wochenende trainiert sie mit ihren Kindern, damit sie uns dann hier in die Pfanne hauen kann“, verraten die Mitspielerinnen Elke Boch und Ruth Bock. Fröhliches Gelächter. Eine Prise Ehrgeiz aber ist auch stets mit im Spiel: „Man will gewinnen und wenn es nur an Erfahrung ist“, meint Wolf Langfeldt trocken.
Er ist die Nummer Eins am Skat-Tisch, da sind sich Hubert Porten und Jürgen Griep, die mit ihm um den Topf kämpfen, einig. Neben klaren Ansagen, die alle kennen, die schon mal Skat gespielt haben, ist immer auch Zeit für einen Klönschnack. Und auch an kühlen Getränken mangelt es nicht. Erinnerungen werden wach: „Mit 20 bin ich das erste Mal mit klopfendem Herzen nach Ranzau zum Preisskat gefahren - bei Papa hinten auf dem Motorrad“, erzählt Christel Borchardt. Renate Langfeldt und Hans Jarszinski nicken wissend. Auch sie sind lange dabei, langweilig aber wird es nie: „Es ist immer ein neues Spiel“, meint Hans Jarszinski und frotzelt: „Ich unterstütze hier die Damen, indem ich manchmal verlieren.“ Die Frauen nehmen es gelassen, sie wissen um ihre Qualität. Renate Langfeldt war nicht von ungefähr lange im Skatclub aktiv.
Und ganz gleich, was für ein Blatt man auf der Hand hat, menschlich stimmt die Mischung in jedem Fall. Gut 20 Leute sind an diesem Mittwochnachmittag gekommen: „Vor Corona waren wir häufig 40 Personen“, berichtet Erika Ens. So soll es wieder werden, denn es geht um weit mehr als nur eine Partie Rommé. Der Spielenachmittag ist als Mittel gegen Einsamkeit überaus wirksam: „Man kommt heraus aus den eigenen vier Wänden, kann sich austauschen. Und viele Freundschaften sind hier schon entstanden“, weiß die engagierte AWO-Ehrenamtlerin. Ihrer Tischnachbarin Anni Gehrmann half der Spielenachmittag heimisch zu werden in Malente: „Seit zwei Jahren wohne ich hier. Im Spieltreff bin ich sehr nett aufgenommen worden, wir erzählen uns dies und das und lachen so viel“, sagt sie gutgelaunt. „Lustig, lustig“ ist auch das Motto am Nachbartisch: „Wir freuen uns immer auf den Mittwoch“, meint das Rummicub -Quartett einhellig.
Man kommt in Fahrgemeinschaften und nach Hause geht es dann im Bürgerbus. Einen Insider-Tipp haben die Vier auch parat: „Es ist gut für die Stimmung, wenn alle mal gewinnen!“ Und gewonnen hat auf jeden Fall, wer mittwochs der heimischen Couch eine Absage erteilt und unter Menschen geht, um sich zu amüsieren: „Es braucht nur ein kleines bisschen Überwindung: Kommen Sie gern, unser Haus steht allen offen“, betont Hans-Jürgen Weber, Ortsvorsitzender der AWO Malente. Eine Einladung, die alle annehmen sollten, die nicht nur eine Runde Rommé, Rummicub, Skat oder Canasta zu schätzen wissen, sondern auch die Gesellschaft freundlicher Menschen, die sich gemeinsam ein paar unbeschwerte Stunden machen wollen. Gespielt wird an jedem Mittwoch von 14 bis 17 Uhr im AWO-Bürgerhaus in der Kellerseestraße 22. Wir wünschen Gut Blatt und viel Vergnügen.