„Wunderbares Fest in toller Atmosphäre“
Möltenort (mm). Am letzten Juni-Wochenende feierte die Möltenorter Knochenbruchgilde von 1655 ihr Gildefest, mit traditionellem Umzug durch den Ort und Abschuss des Gildevogels. Neuer König ist Dieter Bruns, der krankheitsbedingt persönlich nicht dabei sein konnte. Stellvertretend trug Schütze Karl Kirschbaum eine Kette als Zeichen der Königswürde.
Doch der Reihe nach. Für Bruns Amtsvorgänger Alfred Busch endete das Königsjahr traditionell in einer kleinen Feier an der Doppeleiche. „Er war ein sehr guter König“, erinnert Ältermann Karl-Heinz Spitz. „Vor allem weil er auf Veranstaltungen befreundeter Gilden außerordentlich präsent war und sich auch sonst sehr engagiert zeigte“. Verabschiedet hatte sich Busch, natürlich, so sieht es die Tradition vor, indem er unter den gewaltigen Bäumen einen kleinen Umtrunk spendierte. „Das ist der einzige und wirklich überschaubare finanzielle Aufwand, den man als König in der Möltenorter Knochenbruchgilde hat“, erläutert Spitz. „Mehr soll und darf ein König nicht während seines Jahres der Regentschaft bezahlen müssen“. Auch wenn das in anderen Gilden zuweilen anders gehandhabt würde: „Die Möltenorter Gilde hat sich auf die Fahne geschrieben, dass wirtschaftliche Verhältnisse niemals darüber entscheiden dürfen, ob jemand König werden kann oder nicht“.
Wie es die Gilderegel vorschreibt, durften zehn der rund 240 Gildemitglieder mit einem Luftgewehr aus einer Distanz von acht Metern auf den Gilde-Vogel schießen. Das hölzerne Tier wird inzwischen aus wenigen Millimeter dünnen Brettchen hergestellt. „Wäre es aus dickerem Holz gefertigt, wie es früher üblich war, ließe sich der Vogel nicht runterschießen“, erklärt Spitz. Grund: Seit rund fünfzehn Jahren ist das Schießen mit Kleinkaliber-Gewehren verboten. Aus Sicherheitsgründen. Zahmer Waffentechnik zum Trotz sorgte Schütze Rune Schmeling für eine Überraschung. Der 18-Jährige durfte zum ersten Mal mitschießen, und räumte gleich den Pokal für die meisten Abschüsse ab. Der Königschuss dagegen gelang Karl Kirschbaum. Dessen finaler Rumpftreffer sicherte Gildebruder Dieter Bruns die Königswürde für 2024. Der konnte krankheitsbedingt die Königskette zwar nicht persönlich entgegennehmen. Doch für Königsschütze Karl Kirschbaum war es eine Ehre, den neuen König vertreten zu dürfen.
Gildemusikanten und bestes Sommerwetter begleiteten den traditionellen Fahnenumzug durch den Ort. Perfekt zum strahlend blauen Himmel passte, dass dieses Jahr erstmals Kinder Gelegenheit hatten, anlässlich des Gildefests an attraktiven Spielen teilzunehmen oder sich „schminken“ zu lassen. Ernüchterung besonderer Art brachte dagegen der nächste Tag. Das angestammte „Katerfrühstück“ am Morgen fiel buchstäblich ins Wasser. „Norddeutsches Wetter sind wir ja gewohnt“, schmunzelt Spitz, „doch der Dauerregen in diesem Jahr machte der Veranstaltung einen Strich durch die Rechnung“. Kurzerhand wurde improvisiert. „Immerhin machte das wieder deutlich, dass die Gilde eine echt schlagkräftige Truppe ist“, sagt er. „Dank des hohen ehrenamtlichen Engagements, bei der auch die Gildefrauen tatkräftig unterstützen, blicken wir auch dieses Jahr wieder auf ein wunderbares Gildefest in toller Atmosphäre zurück“, so das Resumee des Ältermanns.
Dabei freut er sich bereits auf das bevorstehende Grillfest der Gilde, das traditionell am ersten Sonnabend im August stattfindet, und zu dem die ganze Bevölkerung eingeladen ist. Wie immer mit Gyros und Bratwurst zu familienfreundlichen Preisen, die ohnehin schon moderat ausfallen. „Die enorm gestiegenen Einkaufskosten werden nicht eins zu eins weitergegeben“, betont Spitz. Das Grillfest beginnt um 15 Uhr und endet erst um Mitternacht. DJ Axel Jahn legt Musik zum Tanzen auf. Mit dem Grillfest am 3. August ist die Gildesaison noch nicht zu Ende. Am 12. Oktober steht der Gildeball auf dem Programm. Wegen der positiven Erfahrungen aus dem Vorjahr wird auch 2024 diese Veranstaltung erst im Herbst stattfinden. Dieses Jahr im Vereinsheim des Heikendorfer Sportvereins.
Dass der Gildeball einige Wochen nach dem Gildefest gefeiert wird, ist eine von wenigen Änderungen in der langen Geschichte der Gilde. Zu denen gehört auch, dass inzwischen aus Sicherheitsgründen nur noch mit Luftgewehr geschossen werden darf. Und: die „Löffel“ waren in den ersten Jahren nach dem zweiten Weltkrieg aus Holz geschnitzt. Heute bestehen sie aus Silber. Im Grundgedanken ist sich die Gilde ihrem ursprünglichen Zweck treu geblieben. Nach wie vor sieht die Satzung eine Unterstützung von Mitgliedern im Falle von Unfällen vor. „Daher gilt für die Gilde nach wie vor das deutsche Versicherungsrecht“, erläutert Spitz.